Eurovision Song Contest 2016

SA 14.05.2016 | 21.00 Uhr | Das Erste

Deutschland hat sein Ziel beim Eurovision Song Contest 2016 erreicht: Punkte bekommen! Das ist doch schon mal was. Das ist ein guter Anfang nach dem Totalausfall 2015.
Tja, aber dennoch wieder Letzter. Jamie-Lee bekam für ihren „Ghost“ gerade mal elf Punkte.
Das Nervigste an diesem letzten Platz ist nun aber das Geheule a la: Keiner hat uns lieb. Alle hassen uns. Das ist eine rein politische Entscheidung.

Dabei lag es dann einfach doch nur an einem ziemlich mittelmäßigen Song (und da reden wir noch nicht mal über das merkwürdige Outfit und die Bühne), den Deutschland da mal wieder ins Rennen schickte. Einem Song, der selbst in Deutschland nicht die Charts dominierte. Der selbst in Deutschland nur mittelmäßig ankam.
Warum also sollte der beim ESC plötzlich der ganz große Erfolg sein? Man könnte sagen: Diese Debatte ist ein bisschen heuchlerisch.
Es ist das Perfide am Votingsystem des Eurovision Song Contests: Landet ein Song in 42 Ländern auf Platz 11, dann ist das eigentlich ein guter Wert. Er wird trotzdem mit 0 Punkten aus dem Wettbewerb gehen, weil ausschließlich die Top 10 Punkte bekommt. Wird also ein Song nicht mal als schlecht, sondern fast überall als mittelmäßig betrachtet – dann ist das das Aus.

Konsequenzen? Aber sicher! Der NDR muss sich endlich mal ein griffiges Konzept für die deutsche Vorentscheidung überlegen. Der Vorentscheid war eine Parade der Mittelmäßigkeit. Es müssen keine großen Stars ran – aber gute Komponisten, die moderne Songs abliefern, die es innerhalb von drei Minuten schaffen, die Leute zu begeistern. Hört man Jamie-Lees Song das erste Mal: Schulterzucken. Begeisterung? Eher höfliches Nicken.
Sobald es nur zehn von 26 Songs gibt, die besser sind als Deutschlands Song – Arschkarte.
Außerdem muss der Song, der für Deutschland ins Rennen geht, in Europa besser promotet werden – Österreich und Schweiz sind da noch die Mindestpflicht. Da muss der NDR klotzen und den deutschen Song bekannt machen.
Denn daran kranken wir auch: Wir haben keinen gemeinsamen Kulturraum mit unseren Nachbarn. Der Sänger, der für Russland antrat, ist im gesamten Ostblock ein Star. Klar, dass die Punkte da sprudeln.

Und wenn wir schon mal dabei sind: Die trutschige Reeperbahn-Show kann man auch mal überdenken – Barbara Schöneberger kann da nichts retten. Peter Urban darf auch gern in Rente gehen – eine Musikshow braucht keinen Kommentator, höchstens in diesem Fall ab und zu einen Simultandolmetscher, um Moderationen oder Einspielfilme zu übersetzen. Oder die ARD soll wenigstens eine Ton-Option anbieten, um den Zuschauern die Möglichkeit zu geben, Urban abzustellen. Als es am Sonnabend beim Kommentator einen Tonausfall gab, hat man das erst gemerkt, als der sich überflüssigerweise per Telefon zuschaltete und nervte.

Die Ukraine hat den Wettbewerb gewonnen. War nicht mein Favorit, ich sah ihn sehr weit hinten. Dass er aber so gut funktioniert, ist nicht überraschend. Auch hier funktionierte die „Ostfront“ – auch weil er in Osteuropa heiß diskutiert worden ist.
Australien lieferte guten Pop ab – und die Frage, wo eigentlich der ESC 2017 im Fall eines Sieges stattgefunden hätte.

Meine Favoriten waren dagegen der sehr schöne Song aus den Niederlanden, gefolgt von der schnellen Nummer aus Georgien und dem coolen Typen aus Schweden.
Na ja, man steckt halt nicht drin.


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Kommentare

9 Antworten zu „Eurovision Song Contest 2016“

  1. ThomasS

    Letztlich war ich doch erleichtert, dass Australien im letzten Wahlagng noch überholt wurde. Ein europäischer Wettbewerb, der in Sydney stattfindet – das klingt beinah wie ein feuchter Traum des „Führers“. Ich weiß: Australien gehört zum Commonwealth und somit über Großbritannien (zumindest bis auf Weiteres) auch zu Europa.

    Mich wörd’s eh nicht wundern, wenn der ESC in den nächsten Jahren zum WSC ausgebaut würde … zu Worldwide Song Contest. Immerhin durften die Amis dies jahr schonmal zuschauen.

    Wie sich die Punktevergabe beim Zuschauer-Votum errechnet und wie es dadurch zu dieser Punkteflut kommt, habe ich nicht wirklich kapiert. Allerdings war ich auch nicht wirklich aufmerksam. Wenn die Juroren der einzelnen Länder nur bis zu 12 Punkte vergeben dürfen, während die Zuschauerstimmen mit bis zu 400 Punkten zu Buche schlagen, erscheint mir das weder gerecht noch logisch.

    Wie schon im vergangenen jahr ist Deutschland wieder auf dem letzten Platz gelandet. Kleiner Trost für die Teilnehmerin: Auch ein ESC-Sieg ist keine Garantie für eine dauerhafte Karriere. Vor ein paar Jahren hat eine gewisse Lena den 1. Platz belegt. Von der hat man auch lange nix mehr gehört.

  2. RT

    Australien ist nicht dabei, weil es zum Commonwealth gehört. Eigentlich wurde AUS zum 60. ESC eingeladen, weil es dort so viele Fans gibt. Jetzt, beim 61., hat man sich entschieden, sie wieder einzuladen, aber sie mussten durchs Halbfinale. Merkwürdig ist es trotzdem, zumal die ja nun so erfolgreich waren, dass man sie 2017 nicht wieder ausladen kann.
    Hätte Australien gewonnen, hätte der ESC 2017 irgendwo in einem der EBU-Länder stattgefunden, nicht in Australien.

    Was gibt es beim Punktesystem nicht zu kapieren. Die Publikumswertung ist von den Regeln her exakt dieselbe bei den Jurys. Der Unterschied ist, dass beim Publikum nicht die Länder einzeln abgefragt werden, sondern gleich zusammengerechnet wird.

    Von Lena hat man lange nix mehr gehört. Aha. Du vielleicht nicht. Die hat gerade wieder ein Album rausgebracht und ist damit zwar nicht Nummer 1, aber immer noch gut im Rennen.

  3. ThomasS

    Ja, dass die Punktwertungen aller Länder zusammengezählt werden, hab ich mir dann auch zusammengereimt. Trotzdem ist mir dabei irgendwie unbehaglich. Vorher ist das Zuschauer-Votum in die Gesamtwertung eingeflossen, hat also quasi die Hälfte der Punktwertung von 0 bis 12 ausgemacht. Das war so schön übersichtlich Durch die Eigenständigkeit des Zuschauer-Votums wird die Wertung jetzt nicht halbiert, sondern verdoppelt. D.h., die zuschauer aus allen Teilnehmerländern (?) können per Telefon der Internet mit einer zahl zwischen 1 und 12 für jeden Beitrag abstimmen. So werden dann aus der anonymen Masse heraus im 2. Wahlgang grad mal paar 100 Punkte draufgeklatscht, ohne dass deren Ursprung irgendwie nachvollziehbar ist.

    Was Lena betrifft: Nach ihrem großen Erfolg war sie ja in jeder Talkshow zu sehen. Sogar in der Sesamstraße ist sie aufgetreten. Das ist inzwischen längst nicht mehr der Fall. Es mag sein, dass sie immer noch dick im Geschäft ist. Aber wer sich nicht für diese Art Musik interessiert (wie ich z.B.), bekommt von ihrem Ruhm halt nix mit. Sorry!

  4. RT

    Nein, die Zuschauer können nicht mit einer Zahl zwischen 1 und 12 abstimmen. Jeder, der anruft, stimmt für EIN Land.

    Und zu Lena: Weil du dich nicht dafür interessierst, kriegst du das nicht mit, und deshalb ist sie raus aus dem Geschäft. Das klingt sehr, ähm, logisch.

  5. ThomasS

    Echt, nur ein Land pro Anruf?
    Dann ist das Resultat ja noch weniger transparent.

    Lena ist in den Medien nicht mehr so präsent wie nach ihrem ESC-Erfolg.
    Da würdest du mir gewiss zustimmen. Einen solchen Hit wie damals hat sie auch nie wieder gehabt.

  6. RT

    Was ist dein Problem? Du kannst doch mit einem Anruf nur für ein Land abstimmen… Ich habe für die Niederlande abgestimmt.
    Am Ende gibt es ein deutsches Ergebnis. Der Sieger bekommt 12 Punkte, der Zweite 10, der Dritte 8, der Vierte 7……….

  7. ThomasS

    Mein Problem ist, dass dem Zuschauer gegen Ende der Veranstaltung nochmal eine vergleichsweise hohe Punktwertung vor den Latz geknallt wird, die die Gesamtwertung nochmal komplett umschmeißen kann, die aber in keinster Weise nachvollziehbar ist und. Das beginnt schon bei der Frage, wer da überhaupt anruft und von wo aus. Theoretisch kann da ja eine Einzelperson auch 100 Mal anrufen (Hauptsache, es bringt Geld) oder irgendwelche Lobyisten können Stimmung machen.

    Gut, das war im Rahmen der alten Regelung sicherlich nicht anders.
    Ich habe auch gar nichts dagegen, dass die Zuschauer-Votes extra ausgewiesen werden. Aber indem das Zuschauer-Votum in die Gesamtwertung eines Landes einfloss, war das Ganze immerhin auf 12 Punkte gedeckelt. Da sollte man sich was anderes einfallen lassen.

  8. RT

    Das war ja Sinn der Sache, es sollte die Spannung länger erhalten bleiben. So sagen die Ausrichter.
    Jeder konnte bis zu 20-mal anrufen.

  9. ThomasS

    Meine Theorie: Immer wenn regeln geändert werden, wird irgendwer benachteiligt und jemand anders bevorzugt.

    Im Zusammenhang mit einem anderen Wettbewerb, wo ebenfalls die Regeln geändert wurden, habe ich das in enem alten Blog mal akribisch nachgewiesen. Aus bekannten Gründen lässt sich das leider nicht mehr nachvollziehen

    >Jeder konnte bis zu 20-mal anrufen.

    Du meinst bestimmt:
    Von jedem Anschluss aus konnte bis zu 20 Mal angerufen werden.
    Das ist ein kleiner, aber wichtiger Unterschied! 😉

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