Heil

Nazis in Prittwitz? Jaaa, mag sein, dass es so was gibt, aber das muss man ja nicht immer so explizit herausstellen. Lieber unter den Tisch fallen lassen. So denkt jedenfalls der Bürgermeister des kleinen Ortes in Brandenburg.
Aber es gibt sie. Als der afrodeutsche Autor Sebastian Klein (Jerry Hoffmann) nach Prittwitz kommt, wird er von den Nazis (Benno Fürmann, Jacob Matschenz, Daniel Zillmann) erst mal zusammengeschlagen. Blöd für Sebastian: Danach kann er sich an nichts erinnern. Dafür wird er von seinen „neuen Freunden“ für ihre Zwecke missbraucht.
Seine hochschwangere Freundin Nina (Liv Lisa Fries) macht sich Sorgen – weniger wegen der Nazis, sondern viel mehr, dass sich ihr Freund mit einer anderen trifft. Sie kommt von Berlin nach Prittwitz, um ihn zu suchen…

Heil! Ja, da zuckt der Kinobesucher erst mal zusammen. Mit „Heil“ will Regisseur Dietrich Brüggemann ziemlich viel: Einerseits geht es darum, in irgendeiner Art die Stimmung in Deutschland aufzufangen. Die Neonazis, die sich weiter organisieren. Die Antifa, die dagegen kämpft. Die Politiker, die rumschwafeln. Das Fernsehen, das nur auf tolle Bilder schielt. Und die Normalos, die damit so gar nichts zu tun haben wollen.
All das ist durchaus gut beobachtet, und das ist alles auch ziemlich richtig. Jeder bekommt sein Fett weg: Die Nazis sowieso, aber auch die Antifa, die über ihre Ziele hinausschießen, die Medien, die Gesellschaft.
Nur: Die Art und Weise, wie Dietrich Brüggemann das angeht, ist strittig. Viele Gags sind seltsam platt, fast möchte man sagen: plump, doof. Sicherlich darf man auch über solche Themen Witze machen, aber das darf gern ein bisschen niveauvoller, geistreicher und weniger hau-drauf-mäßig sein. Mit dieser Art Humor kann ich nur wenig anfangen.
In solchen Momenten hat „Heil“ leider Fremdschämmomente – gar nicht mal inhaltlich, aber wegen der Machart vieler der Szenen. So blödelt sich Benno Fürmann durch seine Rolle als Obernazi, ebenso Jacob Matschenz und viele andere bekannte Gesichter. Regisseur Brüggemann kommt sogar selbst drin vor – und thematisiert das auch gleich noch ironisch. Wirkt irgendwie blöd, obwohl die Talkshow, in der er da im Film sitzt, an sich eine der wirklich starken Momente ist.
„Heil“: wichtiges, spannendes, nach Satire schreiendes Thema, aber hier funktioniert’s oft nicht. Das ist ziemlich schade.

Heil
D 2014, Regie: Dietrich Brüggemann
X-Verleih, 104 Minuten, ab 12
5/10


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