Der Alte Friedhof von Gießen ist echt alt – und zwar fast 500 Jahre. Allerdings: Genaugenommen ist er nicht mehr wirklich ein Friedhof. Eher ein Friedhofsauslaufmodell. Zwar findet man dort viele Gräber, aber sie sind schon sehr, sehr alt. Schon seit 1993 wird dort – bis auf wenige ausnahmen – niemand mehr beerdigt. Schon 1903 ist ein neuer Friedhof eröffnet worden, weil die Kapazitäten nicht mehr ausreichten. Laut Wikipedia lagen dort 28.000 Beerdigte.
Der Alte Friedhof ist deshalb jetzt ein Stadtpark. Aber eben ein sehr interessanter.
Inzwischen sind längst nicht mehr alle Gräber da. Wenn man auf die immer noch vielen vorhandenen Grabstellen schaut, liegen die Toten dort schon sehr lange. Die gräber sind oft mehr als 100 Jahre alt, auf einigen verwitterten Steinen sind sogar Daten aus dem 19. Jahrhundert zu lesen.
Auch gibt es kaum 08/15-Gräber zu sehen. Die sind vermutlich längst abgeräumt. Wer auf dem Alten Friedhof spazieren geht, entdeckt kunstvoll gestaltete Grabstellen und -steine. Kaum eine Totenstelle gleicht der anderen.
Der bekannteste „Bewohner“ des Alten Friedhofs in Gießen: der Nobelpreisträger Wilhelm Conrad Röntgen, gestorben im Jahre 1923. Das ist den Gießenern so wichtig, dass das Grab sogar ausgeschildert ist.
Die Gießener selbst scheinen den Alten Friedhof tatsächlich kaum noch als Friedhof wahrzunehmen, sondern als Stadtpark – was er ja offiziell auch ist. Da wird gejoggt, da latschen die Leute über die Wiesen, da wird gejohlt und gerufen.
Komisch, ich würde mich das nicht trauen. Aber andererseits ist diese Alltagsnormalität auf diesem Gelände ja irgendwie auch gewollt.
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