phoenix vor Ort: PK der Staatsanwaltschaft zum Flugzeugabsturz

DO 26.03.2015 | 12.30 Uhr | phoenix

Es ist schier unglaublich: Das Flugzeug, das am Dienstagvormittag in den französischen Alpen abgestürzt ist, ist höchstwahrscheinlich vom Co-Piloten mit voller Absicht an den Felsen gelenkt worden.
Das macht die an sich schon grausame Katastrophe noch unfassbarer. Saß da tatsächlich jemand im Cockpit, der Selbstmord begangen hat und 149 Leute mit in den Tod gerissen hat?

Am Donnerstagmittag übertrug phoenix die Pressekonferenz der französischen Staatsanschaft live, und es war die wohl erschütternste Pressekonferenz des Jahres. Sie selbst war recht nüchtern, aber der Inhalt – der war ein Schock.

Was sie allerdings auslöste war noch aus einem anderen Grund bemerkenswert, denn im Internet begann direkt danach die Hatz auf den Co-Piloten und seine Familie.
Da in der PK sein Name und sein Wohnort genannt wurde, ist damit auch die Jagd auf ihn eröffnet worden.
Mehrere Zeitungen veröffentlichten sofort Fotos des Mannes, samit kompletter Namensnennung. Sie reisten zu seinem Haus, fotografierten das Klingelschild der Eltern, ganze Klickstrecken. Auf Facebook ist sein Profil schnell gelöscht worden, dafür erschienen zig Fakeprofile und Hassseiten, auf denen der Mann übelst beschmipft worden ist.
In Momenten des Schocks, in Momenten des Entsetzens und der Trauer, da verlieren eienige Menschen offenbar jegliches Augenmaß.

Wenn es denn so ist, wie in der PK erzählt wurde, wenn der Co-Pilot seinen Pilot ausgesperrt hat und den Sinkflug einleitete, wenn es wirklich ein Suizid, ein 149-facher Mord war – dann ist das eine unfassbare, grauenvolle Tat.
Aber mit einer Menschenjagd machen wir es nicht besser, mit einem Kübel Hass ist niemandem geholfen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „phoenix vor Ort: PK der Staatsanwaltschaft zum Flugzeugabsturz“

  1. ThomasS

    Da kannst du mal sehen …

    Die jung verstorbene Dichterin Ingeborg Bachmann wird häufig zitiert mit dem Satz:

    „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“

    Sollte sie sich geirrt haben …?

    Hätte man beispielsweise kommuniziert, dass der Mann plötzlich einen Kollaps erlitten hätte und außerstande war, die Maschine weiterhin zu steuern … die Welt wäre voll des Mitgefühls gewesen, denn es hätte sich um einen tragischen Unfall gehandelt! Aber in diesem Fall hätte sich die Fluggesellschaft einigen unangenehmen Fragen stellen müssen. Und das wiederum hätte auch erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen.

    Wir wissen eh nur, was man uns erzählt.
    Und ich denke, eine andere Washrheit werden wir niemals kennen lernen.

    Dass die Pressemeute anhand dieser Informationen jetzt voll in ihrem Element ist und auf Deibel komm raus eine Hetzjagd veranstaltet, weil es ja unbedingt einen Prügelknaben braucht, und dass die üblichen Verdächtigen voll darauf anspringen … tja, das müssen wir leider unter dem Stichwort „gang und gäbe“ verbuchen. Und wer bereits etwas länger auf der Welt ist, kennt das Prozedere auch nur allzu genau.

    Ich bin müde!

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