„Wild Tales“ erzählt keine durchgängige Geschichte, sondern ist eine Anriehung von Episoden. Sie alle haben aber eines gemeinsam: Es geht, so sagt es ja auch der deutsche Untertitel, um Menschen, die durchdrehen.

Da sind lauter Passagiere in einem Flugzeug, die plötzlich feststellen, dass sie alle einen gemeinsamen Bekannten haben.
Da ist der Mann, der vom Abschleppdienst so genervt ist, dass er zu drastischen Mitteln greift.
Da sind die beiden Männer, die in einen Streit geraten, der dramatisch eskaliert, weil keiner von ihnen nachgeben will.
Da ist der Familienvater, der den Unfall seines Sohnes vertuschen will, aber auf lauter Menschen trifft, die ihn abzocken wollen.
Da ist der Kneipengast, der einst die Familie der Kellnerin ruiniert hat und der dafür nun büßen soll.
Da ist das frisch verheiratete Ehepaar, deren Hochzeit vollkommen entgleitet.

Den Höhepunkt erreicht der argentinische Episodenfilm noch vor dem eigentlichen Vorspann. Die Flugzeugszene hat es in sich. Fast ein Thriller ist auch die Geschichte der Streiteskalation der beiden Männer – die Story verfolgt man quasi mit Herzrasen, weil man das Unheil schon erahnt.
Im Grunde ist jede der Storys für sich sehr sehenswert. Jede ist ein wenig anders. Mal schockierend, mal spannend, mal aber auch lustig – zumindest ansatzweise.
Wir sehen, wohin es führen kann, wenn keiner nachgeben will. Oder wenn man mal richtig Druck ablassen muss. Oder wenn man seine Grenzen zieht.
Mal geht die Eskaltion gut aus, mal endet sie in einer Kastastrophe. Mal denkt man: In Zukunft lieber mal einen kühlen Kopf bewahren. Und andererseits: Warum nicht mal sagen, was Sache ist.
In der Gesamtheit allerdings ist der Film ein wenig lang geraten. Wenn Episode 6 beginnt, hat man eigentlich schon genug (auch wenn dieses 6. Kapitel an sich auch wieder sehenswert ist).

Wild Tales – Jeder dreht mal durch
Argentinien 2014, Regie: Damián Szifron
Prokino, 122 Minuten, ab 12
8/10