DI 15.07.2014 | 10.05 Uhr | Das Erste
Wenn Steffen Simon in der ARD minutenlang live den Anflug einer Maschine auf den Flughafen Berlin-Tegel kommentiert, dann muss das etwas sehr Außergewöhnliches sein. Wenn Millionen Menschen sehen wollen, wie der Flieger dann tatsächlich landet – immerhin etwas, was in Tegel jeden Tag dutzendfach passiert -, dann müssen an Bord sehr prominente Menschen sitzen.
Nach dem Sieg der Fußball-Weltmeisterschaft sind die deutschen Fußballer wieder dahoam angekommen, und Das Erste hat sein Vormittagsprogramm freigeräumt, um zu übertragen, wie die Mannschaft durch Berlin gefahren wird.
Nun könnte man sagen: Boah, ist das langweilig. Es ist aber nicht langweilig. Allein vor dem Brandenburger Tor standen hunderttausende Menschen, um der Mannschaft und dem Pokal zuzujubeln.
Und die WM-Helden tanzten, sie jubelten, sie singen, sie waren ein bisschen peinlich und absolut siegesbetrunken.
Da stehen also lauter Männer auf einer riesigen Bühne und treiben Unsinn. Peinlich? Unangenehm?
Mancher mag das so sehen. Aber ich gönne ihnen diese Peinlichkeit und sehe sie überhaupt nicht negativ. Wochenlang haben sie trainiert, gekämpft, gespielt – und am Ende gesiegt. Der Druck ist weg, jetzt wird nur noch gefeiert.
Aber dann ist da noch die „Gaucho-Affäre“? Die Gruppe um Miroslav Klose sang: “So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so” und “So gehen die Deutschen, die Deutschen gehen so”. Die Gauchos geduckt, die Deutschen aufrecht.
Die Spieler würden ihr Image verspielen, die weltoffene, tolerante Nation sei im Eimer, so schrieben einige Medien. Aber meine Güte – da hat eine Mannschaft gewonnen, die andere verloren. So ist das im Fußball, und die mannschaft hat in den vergangenen Tagen immer wieder bewiesen, wie weltoffen sie ist, immer wieder haben sich alle bedankt, wie toll es doch in Brasilien war. Da muss man den zugegebenermaßen nicht sehr einfallsreichen Song nun auch nicht überbewerten und deshalb gleich die ganze WM in die Tonne treten.
Die Übertragung überzog übrigens um zwei Stunden, da die Anfahrt der Mannschaft zum Brandenburger Tor erheblich länger dauerte als geplant. Die Bühnenshow übertrugen ARD und ZDF parallel, da war nach 13 Uhr leider kein Platz mehr für Politik. Die ARD schob das „Mittagsmagazin“ zu tagesschau24 ab, das ZDF verzichtete ganz. Muss eigentlich auch nicht sein. Ein übertragender Sender hätte völlig gereicht.
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