50 Jahre alt wäre ihr Sohn heute geworden. Philomena Lee (Judi Dench) starrt das alte Foto an. Was ist bloß aus ihm gworden?
Sie weiß es nicht. Man hat ihr einst ihren Sohn weggenommen.
Philomena hat als Jugendliche eine Schande begangen – zumindest aus Sicht der katholischen Kirche. Sie bekam ein uneheliches Kind. Ihre Eltern schicken sie ins Kloster, wo sie das Baby bekommt. Sie darf es nur eine Stunde am Tag sehen, und dafür muss sie hart arbeiten. Aber eines Tages ist der Kleine weg – Fremde haben ihn adoptiert.
Nun will Philomena wissen, wo er steckt. Mit dem Ex-BBC-Journalisten Martin Sixsmith (Steve Coogan) reist sie zum Kloster. Doch dort will man mit der Wahrheit nicht rausrücken. Erst in den USA kommen sie auf die Spuren des geliebten und doch so unbekannten Sohnes.
Stephen Frears erzählt in „Philomena“ die wahre Geschichte einer Frau, der man ihr Kind weggenommen hat, weil sie gegen angebliche erzieherischen Standards verstoßen hatte. Das ist ein Drama, und doch ist es ein unglaublich warmherziger Film. Denn wie sich herausstellt, ist Philomena eine unfassbar starke Frau, eine, die in sich ruht, weil sie einen starken Glauben besitzt – und das, obwohl ihr die Kirche so viel Schlimmes angetan hat.
Wie sie auf die Begebenheiten, die sich ihr stellen, reagiert, ist hervorragend. Ganz beiläufig nimmt sie Dinge hin, die andere empörend oder zumindest seltsam und unangenehm fänden. Auf eine ganz tolle Art predigt Philomena eine lebensjahende Einstellung und: Vergebung.
Judi Dench füllt diese Rolle auf fantastische Art aus und lässt deshalb auch über einige wenige Längen hinwegblicken. Am Ende ist man traurig und glücklich zugleich und man beginnt auch, nachzudenken – über diese Art der Vergebung zum Beispiel.
Philomena
GB 2013, Regie: Stephen Frears
Universum, 98 Minuten, ab 6
8/10
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