Jesko Wilke: Ghostwriter

Volkmar Vogt, genannt Volvo, ist ein eher nicht so erfolgreicher Autor. Und geschieden. Und pleite.
Kurt Kalinski dagegen ist ein Starautor. Und reich. Und tot. Das ist natürlich ein bisschen blöd, besonders für seinen Literaturagenten Möller. Der will noch mal Kasse machen. Sein Plan: Dass Kalinski nicht mehr unter den Lebenden weilt, erfährt niemand. Vorerst. Jedenfalls nicht, bevor der neueste Kalinski-Kracher fertig ist. Volvo muss ran – Volkmar muss den Roman zu Ende schreiben und sich um den Hof und den riesigen Hund des Starautors kümmern. Aber irgendwann interessiert sich auch die Polizei dafür, was denn in der Kühltruhe liegt.

Mit „Ghostwriter“ liefert Jesko Wilke eine nicht sehr anspruchsvolle, eher harmlos-nette Unterhaltungslieratur ab. Gerade zu Beginn gibt’s viel zu überlesendes Blabla, seine Geschichte wirkt an einigen Stellen ein wenig ausschweifend. Die Erzählweise ist manchmal ein bisschen schlicht und gewollt witzig. Auf die Witzigkeit wollte der Autor auch nicht verzichten, als es im Roman eine durchaus spannende und actiongeladene Stelle gibt. Die wirkt durch die humorige Art eben auch nur Pillepalle.
Auf dem Buchdeckel sagt stern-Autor Rüdiger Barth, dass diesen Stoff nur Tarantino verfilmen dürfe. Na ja, wir wollen mal nicht übertreiben. Der Stoff ist eher was für die betuliche „Heiter bis tödlich“-Reihe der ARD.

Jesko Wilke: Ghostwriter
ro ro ro, 285 Seiten
5/10


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Kommentare

2 Antworten zu „Jesko Wilke: Ghostwriter“

  1. ThomasS

    Aufgrund des plots hätte ich mir das Buch glatt vorgemekt.
    Die Story klingt ja erstmal interessant.
    Und solch ein Vorgehen seitens der Verlage und Editionsphilologen ist ja nicch unbedingt etwas Neues, wenn auch nicht in dieser krassen Form (zumindest nicht dass wir wüssten). So gab in den 90ern eine Fortsetzung des Weltbestsellers „Vom Winde verweht“, obgleich die Autorin Margaret Mitchell zu diesem Zeitpunkt bereits seit 42 Jahren verstorben war. Ihre Nachfolgerin Alexandra Ripley hat ihre Sache wohl auch nicht schlecht gemacht und konnte Mitchells Stil einigemaßen imitieren. Und wer Ripley hört, wird in diesem Zusammenhang sicherlich auch gleich an „Ripley under Ground“ denken, einen Roman von Patricia Highsmith, der ebendieses Thema behandelt, wenn auch im Bereich der bildenden Kunst.

    Welch ein Armuntzeugnis liefern dagegen die Erben von Stefan Zweig, der auch dem heutigen Leser noch unterhaltsame und leicht verdauchliche Vermittlung der Lebenswelt in der k.u.k. Monarchie beschert. Der S.Fischer Verlag wollte unbedingt noch Profit machen mit einem vom Autor hinterlassenen Fragment, das dann unter dem Titel „Clarissa“ herausgegeben wurde. Je länger man darin liest, desto weniger spürbar wird die Mitwirkung des Autors und desto größer das Missvergnügen des Lesers. Das hätte man entweder lassen sollen oder einen wirklich kongenialen Schriftsteller dransetzen, der in Zusammenarbeit mit den Philologen das Werk Stefan Zweigs würdig hätte vollenden können.

    In diesem Fall scheint die Umsetzung des Themas aber ja wohl ein Reinfall zu sein. Daher werde ich mir das Buch dch nicht vormerken. Leider wird heutzutage kein Manuskript mehr auf dem Büchermarkt angenommen, das nicht eine gehörige Portion Leichtigkeit und „Drüberrauschen“ mitbringt. Diese Entwicklung haben wir Autoren wie Nick Hornby, Tommy Jaud oder Stuckrad-Barre zu verdanken, die damit virtuos umgehen konnten und deren Bücher deshalb gut beim Publikum ankamen. Daher werden wir jetzt überschwemmt mit Büchern von Autoren, die krampfhaft versuchen, diesen Hornby-Jaud-Barre-Stil zu imitieren, ohne dass sie das wirklich können und vielleicht nicht mal wirklich wollen.

    Daher danke ich für diese Nichtempfehlung.
    Vielleicht denken die Verlagslektoren daraufhin ja mal um und achten in Zukunft wieder mehr auf den Inhalt als bloß auf die Verpackung.

  2. Das Boot

    Ihre Kritik ist sehr treffsicher, besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Was mich wundert, sind die vielen guten Kritiken … aber über Geschmack lässt sich nun mal nicht streiten …

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