Verlorenort

Es wird mal wieder Zeit für eine Oberhavel-Expedition. Und wieder mal eine Ortschaft in meinem Heimat-Landkreis kennengelernt, in der ich bisher noch nie war: Verlorenort. Der Ort liegt – der Name sagt es – ziemlich verloren irgendwo zwischen Sommerswalde, Hohenbruch und Kremmen. Verlorenort gehört zu Hohenbruch und damit zu Kremmen.

Mehr als fünf Häuser hat Verlorenort nicht zu bieten. Es gibt wohl mehrere Legenden, wie es zum Ortsnamen kam. Eine besagt, dass vor Ewigkeiten mal ein Pferdetreck durchzog. Die Leute suchten einen Platz zum Wohnen, und genau dort brach ein Rad ab. Der Wohnplatz war gefunden.

Von Sommerswalde/Hohenbruch führt immerhin eine asphaltierte Straße nach Verlorenort. Kurz bevor ich den Wohnplatz erreichte, stoppte ich den Wagen. Gut 100 Meter vor mir, spazierte eine Herde Rehe über die Straße. Sie hatten es überhaupt nicht eilig. Warum auch? Vermutlich fahren nur ein Dutzend Autos pro Tag da lang. Wenn überhaupt. Die Rehe trotten zwischen den Bäumen umher. Wenige Meter von ihnen entfernt, sah ich zwei Wildschweine, die sich nicht von der Stelle bewegten. Es schien, als ob sich die Tiere gegenseitig beäugten. Dabei blieb es, als ich weiterfuhr.

Das Spannendste ist, ehrlich gesagt, eigentlich nur das grüne Ortsschild von Verlorenort. Ehe man sich’s versieht, ist man schon am anderen Ende. Aus der Asphaltstraße wird in Richtung Kremmen ein huckliger Waldweg.

Auf der linken Seite, am Waldrand, erblickte ich einen Baum. Daran befestigt waren ein halbes Dutzend Schuhe. Stiefel, Lederschuhe. Unten lag noch eine Randkappe, angelehnt an den Baum. Keine Ahnung, welche Bedeutung das hat. Vielleicht sammeln die Verlorenorter dort ihre Fundstücke. Schuhe – verloren in Verlorenort.


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