Alex Steiner: Fünf Tanten und ein Halleluja

Da steigt in Toni die Panik auf: Seine fünf Tanten aus Papenburg kommen ihn besuchen. Tonis freies Leben in Berlin, abseits der Provinz, sieht er den Bach runtergehen. Dass es in der Schauspielerei alles andere als gut läuft, wissen die Tanten nicht. Dass er schwul ist, auch nicht. Deshalb muss sein schlampiger Mitbewohner erst mal raus aus der Wohnung, sein Freund Micha darf die Familie auch nicht sehen. Aber Tonis Tanten sind
resoluter, als er denkt. Zumal sie eine wichtige Botschaft für ihn haben, die sein bisheriges Leben nochmals völlig über den Haufen werfen wird.

Okay, Alex Steiners Roman „Fünf Tanten und ein Halleluja“ ist relativ seichte Unterhaltung, die Sat.1 ohne Weiteres für die leichten Dienstagabend-Movies verfilmen könnte. Da gibt es schon das eine oder andere Klischee: Jede Tante hat eine andere wunderliche Eigenart. Das Castingbusiness mit den üblichen uninteressierten Regisseuren bekommt auch das übliche Fett ab.
Dennoch macht die Geschichte an vielen Stellen Spaß, und sogar spannend ist es, wenn sich das Familienchaos nur nach und nach löst.
Der Roman ist aber nichts, was länger im Gedächtnis bleiben könnte. Eine Fortsetzung erscheint aber schon im Herbst.

Alex Steiner: Fünf Tanten und ein Halleluja
Piper, 254 Seiten
6/10


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

11 Antworten zu „Alex Steiner: Fünf Tanten und ein Halleluja“

  1. ThomasS

    Klingt für mich irgendwie nach dem x-ten Versuch, sich irgendwie an das
    alte „Cages en folles“ Motiv dranzuhängen, das längst ausgelutscht ist.

    Oder an das Motiv „Charleys Tante“, das sogar noch ausgelutscher ist.
    Zumindest seit den Filmkomödien aus den 60er-Jahren, wo Peter Alexander in Frauenkleidung auftritt.

    Fazit:
    Muss ich nicht unbedingt lesen!

    Allein der Buchtitel ist doch schon astrein abgekupfert.

    „Vier Fäuste für ein Halleluja“ ist der Titel eines dieser Bud/Hill Tanz- und Prügelfilmchen von 1971.

    Die Postmoderne in allen Ehren.
    Deren Grundgedanke besteht ja darin, es sei eh alles schon mal dagewesen und es gäbe keinerlei Aussicht mehr auf irgendwas Neues.

    Aber alles kann sich die Postmoderne halt immer noch nicht erlauben.
    Besonders dann, wenn deren Nihilismus auch noch lieblos verpackt daherkommt.

    Ich empfehle den „Weiberroamn“ von Politycki … der kommt absout postmodern daher, bringt aber dennoch was Neues, schafft es also, ein Paradoxon zu etablieren.

    Ich bin überzeugt, dass „Fünf Tanten und ein Halleluja“ diese Quadratur des Kreises nicht gelingt.

    Allerdings bin ich guter Hoffnung, dass an dieser Stelle gelegentlich auch bessere Bücher empfohlen werden.

  2. RT

    Also mit Charlys Tante hat dieses Buch nun überhaupt nichts zu tun!
    Abgekupfert würde ich auch nicht sagen, der Titel lehnt sich an die Fäuste an…

  3. ThomasS

    Sag das nicht.
    Nichts gegen „Charleys Tante“!
    Aber das Stück ist in der Neuzeit quasi die Mutter des komödiantischen Gender-Mummenschanzes. Und um nichts anderes als um diese Art Mummenschanz scheint es in dem Buch ja ebenfalls zu gehen. Wer weiß … viellicht hätte es „Un cage aux folles“ (ich weiß, ich hab’s falsch oben geschrieben), den „Käfig voller Narren“ niemals gegeben.

    Und ob der Titel nun abgekupfert ist oder sich, wie dusagst, „anlehnt“ … ich denke, so weit sollte man den Vokabularismus nicht auf die Spitze treiben.

  4. RT

    Manchmal denke ich, du denkst null nach, bevor du schreibst.
    Ich habe das Buch im Gegensatz zu dir gelesen. Und wenn ich dir sage, dass dieses Buch so gar nichts von „Charlys Tante“ hat, dann kannst du mir das ruhig glauben.

  5. ThomasS

    Na ja, das ist halt das Risiko bei Buchbesprechungen.
    Irgendwann geht es in der Diskussion gar nicht mehr um das Buch selbst, sondern um wasweißich.

    Was ich meinte, war, dass sich der von dir gelesene Roman offenbar auf „Ein Käfig voller Narren“ beruft. Das hast du ja auch nicht bestritten.

    Bei „Ein Käfig voller Narren“ sehe ich wiederum einen Bezug zu „Charleys Tante“.

    Die „Tante“ stckt sozusagen im „Käfig“. 😀

    Somit habe ich deine Buchbesprechung zum Anlass genommen, die literaturwissenschaftlich m.E. durchaus legitime Frage in den Raum zu stellen, ob der „Käfig“ denkbar wäre, hätte es vorher nicht die „Tante“ gegeben.

    Dass es aus rein pragmatischer Sicht dumm von mir war, diese Frage in den Raum zu werfen, ist mir jetzt auch klar, zumal außer uns beiden hier wohl eh niemand teilnimmt.

  6. RT

    Nee, auch den Narrenkäfig konnte ich nicht wirklich erkennen. 😉

  7. ThomasS

    Also, ich bitte dich … dass jemand groteske Verrenkungen betreibt, um seine Homosexualität vor der bürgerlichen Welt zu verbergen, was dann Komik erzeugt, das ist doch DAS Leitmotiv des „Käfigs“. Den ich im Gegensatz zu diesem Buch sogar konsumiert habe und demzufolge mitreden kann.

    Gut, du kannst mir jetzt wieder vorwerfen, ich hätte das Buch ja gar nicht gelesen. Aber welche Adressaten haben denn überhaupt Rezensionenen. Doch wohl vorwiegend Leute wie mich, die das betreffende Werk nicht kennen und denen die Rezension als Hinweis dienen soll, ob das Buch ihr sauer verdientes und/oder erspartes Geld ausgeben sollten, oder eben nicht. Und das ist auch gut so. Denn das Leben ist einfach zu kurz, um es mit der Lektüre von schlecht geschriebenen Büchern zu verbringen.

    Ich habe in meinem Leben schon mehr als ein Buch gelesen. Daher maße ich mir an, mir aufgrund des Titels und deiner Inhaltsangabe ein Urteil zu bilden, ohne das Buch vorher gelesen zu haben … mit dem Resultat: Keine Empfehlung! Aber deiner Reaktion entnehme ich, dass du damit nicht einverstanden zu sein scheinst. Ehrlich gesagt, kapiere ich nicht so recht warum. Wenn du nicht möchtest, dass deine eigene Bewertung zu einem Buch ggfs. in Frage gestellt wird, dann deaktiviere halt die Kommentarfunktion. Das ist dein gutes Recht.

  8. RT

    Okay, okay, du hast vollkommen recht. Alle Geschichten, die mit verborgener Homosexualität zu tun haben, müssen auf „Ein Käfig voller Narren“ basieren. Das kann überhaupt nichts anders sein. Und ich bin natürlich mit allem total einverstanden, was du so schreibst.

  9. sommi

    Ich glaube schon das hier noch einige mitlesen und sich über diese hervoragende Mitteilungen Eurer Gedanken, sich prächtig amüsieren 😉

  10. Marwin

    Ich lerne gerade in der „Der Menschen Hörigkeit“, dass das Leben eh sinnlos/-entleert und nichtig ist, von daher lese ich eure Kommentare, lieber RT, lieber ThomasS, immer mit Interesse und bin froh über ein wenig amüsante Zerstreuung 🙂

  11. ThomasS

    Nein, natürlich basieren nicht alle Geschichten, die mit verborgener Homosexualität zu tun haben, auf „Ein Käfig voller Narren! Das ist doch Blödsinn!
    Denke ich zumindest, da mir grad keine Gegenbeispiele einfallen.

    In diesem Fall aber finde ich die Parallelen doch recht auffällig: Jemand kommt zu Besuch (jemand Wichtiges), und prompt verwendet der Protagonist alle Energie darauf, eine Scheinwelt zu inszenieren, wo die Homosexualität nicht vorkommt.

    Ich entnehme jedoch deiner Antwort, dass du von mir, bzw. von meinen Kommentaren etwas genervt bist. Kann das sein? Ärgern will ich dich natürlich auch nicht, daher werde ich mich künftig um Zurückhaltung bemühen. Heiterkeitserfolg hin oder her.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert