Schluss. In vier Tagen ist Weihnachten. Aber schon heute wird das „Red Lobster“ schließen, das letzte Mal wird das kleine Restaurant am Ende des Einkaufszentrums öffnen. Manny und sein Team decken ein letztes Mal die Tische, lassen sich ein letztes Mal von den Müttern ärgern, die ihre Kinder nicht unter Kontrolle haben, und putzen ein letztes Mal die Klos.
Draußen schneit es, und heute, am letzten Tag, scheint nicht viel los zu sein. Irgendwie kommt Wehmut auf, und irgendwie auch nicht – in dieser letzten Nacht.
Meine erste Begegnung mit US-Autor Stewart O’Nan hatte ich im Winter 2003 in Finnland. Ich las sein Buch „Der Zirkusbrand“, in dem er sehr genau eine Feuerkatastrophe in einem Zirkus rekonstruierte. Kein einfaches Buch. Das wissen auch meine Freunde, die damals mit waren und denen ich hier und da vorm Einschlafen draus vorlas.
Nun also „Letzte Nacht“. Diese kleine Geschichte ist anders, sie erzählt von einem Abschied, von dem Tag im „Red Lobster“, der so normal ist, wie er eben doch nicht normal ist. O’Nan macht das mit einer großen Liebe zum Detail, sehr genau beschreibt er Orte und Szenen, als Leser scheint man immer einen Überblick zu haben, was in jedem Winkel des Ladens vor sich geht.
O’Nan verzichtet dabei auf die ganz großen Emotionen, auf den großen Showdown, auf den tiefen Schmerz. Keine großen Emotionen, und doch voller Emotionen.
Ehrlich gesagt habe ich das ein wenig vermisst, ich habe irgendwann damit gerechnet, dass in der Hinsicht mehr passiert, aber vielleicht hätte das diese kleine Geschichte zerstört…
Stewart O’Nan: Letzte Nacht
ro ro ro, 157 Seiten
7/10
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