ZDF-Hitparade: 1995

FR 26.10.2012 | 15.45 Uhr | zdf.kultur

Viele werden mir da sicher nicht zustimmen: Es gab in der Geschichte der ZDF-Hitparade Zeiten, in denen die Musiksause mal ansatzweise cool war. Irgendwann in den 80ern schlich sich die Neue Deutsche Welle in die Show, und Dieter-Thomas Heck wusste nicht, wie ihm geschah, als da plötzlich Nena rumhüpfte oder Stefan Remmler mit Trio irrwitzige Dinge auf der Bühne taten.

Derzeit zeigt zdf.kultur die „ZDF-Hitparade“ aus dem Jahr 1995. In dieser Zeit war leider überhaupt nichts mehr cool an der Show. Sie war zu diesem Zeitpunkt eine öde Schlagerparade geworden.
Zwar sorgte Uwe Hübner, nach Heck und Viktor Worms Moderator Nummer 3, für Witz und Pfiff und lockerte das Übel ein bisschen auf, aber die Musik … nein, die ging gar nicht. Anfang der 90er schaffte Hübner die englischsprachige Musik ab, und irgendwie trauten sich offenbar plötzlich auch keine Popstars mehr ins ZDF. Vielleicht war die deutsche Musik in den 90ern aber auch so übel.

Am Freitagnachmittag lief die Show vom 20. April 1995. Sie war grauenvoll. Nicole, Michael Holm, Claudia Jung, Andreas Martin, Nicki, Roland Kaiser. Schlager, mal mehr, mal noch viel übler. Dazu eine Mädchenband namens Bamboo, deren Song im Ohr wehtat. Als Letztes trat die Benefizgruppe „Wolke 7“ auf. „Laß uns noch einmal Kinder sein“ hieß der furchtbare Song, bei dem Cindy und Bert und andere Schlagerleute irgendwas ins Mikro singen durften.

Kein Wunder, dass die „ZDF-Hitparade“ im 21. Jahrhundert nicht mehr lange überlebte. Sie war künstlerisch schon 1995 abgewirtschaftet, völlig ohne Relevanz, für junge Zuschauer nahezu unerträglich. Und wenn Stefan Raab mit seinen Juxsongs ab und zu vorbeischaute, dann roch das in der piefigen Show gleich nach einem Skandal.
Interessant – wenn auch ein Stück weit masochistisch – ist es schon, diesen Niedergang im Nachhinein bei zdf.kultur beobachten zu können.


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