MO 02.04.2012 | 21.00 Uhr | Das Erste
Margot Honecker bedauert nichts. Die Frau des ehemaligen SED-Chefs Erich Honecker und Volksbildungsministerin in der DDR, findet immer noch, dass die Mauerflüchtlinge doch selbst schuld sind, wenn sie beim Fluchtversuch erschossen oder verletzt wurden. Aber einen Schießbefehl habe es nie gegeben.
Es war nach langer Zeit das erste Mal, dass Honecker vor deutschen Fernsehkameras sprach. Vielleicht, weil ihre 1500-Euro-Rente, wie sie sagt, vorn und hinten nicht reicht, und die Kohle, die die ARD bestimmt gezahlt hat, da wohl gerade recht kam.
„Der Sturz – Honeckers Ende“ hieß die dennoch sehr spannende Doku am Montagabend im Ersten. Sie erinnerte an die Wendezeit, als Erich Honecker gestürzt wurde und die Zeit danach, als das Ehepaar gewissermaßen obdachlos wurde.
Wer erwartet hat, dass sich Margot Honecker für irgendetwas entschuldigt, der wurde eines Besseren belehrt. Es war jedoch nicht damit zu rechnen, dass Honecker heute denkt, Erich und sie hätten damals etwas falsch gemacht. Sie ist heute noch überzeugt davon, dass in der DDR alles richtig lief, und deshalb gebe es auch keinen Grund, sich für irgendetwas zu entschuldigen. Hätten Honeckers noch 20 Jahre mehr Zeit gehabt, dann wäre auch in der DDR gewissermaßen noch die blühenden Landschaften entstanden.
Dass die Opfer erneut empört sind, ist zwar verständlich, andererseits: Margot hat ja nichts Neues erzählt.
Eigentlich hätten ihre Aussagen für sich stehen können. Wenn Margot Honecker sagt, ihr täten keine Kinder von Mauerflüchtlingen leid, und Zwangsadoptionen habe es nie gegeben, dann ist das ungeheuerlich. Bei der ARD wollte man jedoch nicht, dass sich der Zuschauer eigene Gedanken dazu macht: Bei den ganz heiklen Stellen kam dann anschließend Wolfgang Schäuble oder ein Opfer der DDR-Politik ins Bild, um zu sagen, wie schlimm diese Aussagen seien.
Hätte nicht sein müssen, liebe ARD. Der mitdenkende Zuschauer hat das auch so geschnallt. Und falls nicht, hat das andere Gründe.
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