SO 18.03.2012 | 11.30 Uhr | Das Erste
Joachim Gauck ist am Sonntag in Berlin zum neuen Bundespräsidenten gewählt worden. Nach einem extrem spannenden Wahlkrimi setzte er sich gegen seine Kontrahenden durch. Damit hat nun wirklich niemand gerechnet.
Nun ja. Es war nicht wirklich eine spannende Veranstaltung. Durch die große Koalition, die sich für die Bundespräsidentenwahl gebildet hatte, war von vornherein klar, dass Gauck das Rennen machen wird. An sich: gut so. Aber viel Spannung konnte bei der Übertragung im Ersten am Sonntagmittag nicht aufkommen.
Das Volk hat bei dieser Wahl wenig zu sagen, es kann nur verfolgen was „die da oben“, wie es an der Stelle gern heißt, veranstalten. Wer am Sonntag Das Erste gesehen hat, bekam das auch relativ deutlich zu spüren.
Schon im Vorfeld gab es viel Häme für diese Wahl, Gauck-Befürworter fetzen sich mit Gauck-Gegnern, und die Wahlmüden sorgten für weitere Kommentare, dass das ja sowieso alles überflüssig sei.
Davon war bei der ARD wenig bis nichts zu merken.
Der Reporter auf dem Platz vor dem Reichstag tat so, als sei vor der Videoleinwand die Hölle los, dabei war die Zahl der Zuschauer dort überschaubar. Und die, die zu Wort kamen, fanden diese Wahl natürlich alle sehr spannend.
Eine Reporterin war dafür zuständig, die Reaktionen im Internet zu verfolgen. Allerdings fand sie fast auch nur spannend, was denn die Politiker so twittern. Das Volk interessierte sie nicht so sehr, und wenn, dann nur die positiven Kommentare.
Überhaupt tat die ARD alles dafür, die Übertragung so unspannend wie möglich zu machen. Passierte etwas Außergewöhnliches, musste leider abgebrochen werden.
Als Wahlmann und Comedian Ingo Appelt ein paar lockere, aber nicht unwahre Töne anbrachte, schnitt ihm die ARD sehr rüde das Wort ab, um die Grüne-Politikerin Claudia Roth sabbeln zu lassen. Claudi konnte wahrscheinlich nicht warten, und aufzeichnen konnte man das Gespräch wohl auch nicht.
Als die Brüder Hans-Jochen und Bernhard Vogel sich ansatzweise über die Gauck-Wulff-Wahl 2010 stritten, würgte der Reporter die beiden ab.
Beides hätten erhellende Momente in dieser trüben Veranstaltung werden können, aber bei der ARD hatte man, ähm, Besseres vor.
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