heute nacht: Kritik an Joachim Gauck

DI 06.03.2012 | 0.45 Uhr (Mi.) | ZDF

Schock! Unser höchstwahrscheinlich nächster Bundespräsident Joachim Gauck hat sich erst verspätet der DDR-Bürgerrechtsbewegung im Jahr 1989 angeschlossen!
Und noch ein Schock! Gauck hat sich 1990 – wie Helmut Kohl – für die schnelle deutsche Einheit ausgesprochen!
Ein dritter Schock! Als Chef der Stasi-Untersuchungsbehörde hat sich Gauck nie kritisch zu sozialen Themen geäußert!

In einem Beitrag in der ZDF-Nachrichtensatire -sendung „heute nacht“ am späten Dienstagabend wurden schlimme Dinge über Joachim Gauck aufgedeckt.
Es scheint, als ob der deutsche Journalismus momentan allen Leuten hinterhechelt, die Gauck aus den seltsamsten Gründen madig machen, weil er ihnen nicht in den Kram passt.
Da ist beispielsweise Heiko Lietz aus Mecklenburg-Vorpommern, ein Mitbegründer des Neuen Forums. Er erzählte all die, ähm, schockierenden Dinge über Gauck. Und er sagte, dass er ihn nicht wählen wird. Er wird dann wohl als Wahlmann die Linke-Kandidatin Beate Klarsfeld wählen – die nun auch nicht wirklich alles vertritt, was die Linken toll finden.

Es ist also ein Unding, dass sich Joachim Gauck erst verspätet der Bürgerrechtsbewegung anschloss? Gilt da nicht: Besser als nie?
Es ist also ein Unding, dass sich Joachim Gauck für die schnelle deutsche Einheit aussprach? Waren das nicht ganz schön viele Leute damals, die genauso dachten?
Es ist also ein Unding, dass sich Joachim Gauck als Chef der Stasi-Untersuchungsbehörde nicht zu sozialen Themen geäußert hat? Hat ihn damals jemand gefragt?

Seit wann muss ein Bundespräsident jedem gefallen? Warum muss ein Bundespräsident allen Menschen nach dem Mund reden? Warum darf ein Bundespräsident nicht auch mal anderer Meinung sein als man selbst?
Sicherlich ist der Bundespräsident überparteilich und für alle da, aber wenn er alles und jeden gut findet, der in Deutschland rumläuft – das wäre doch langweilig.
Bei vormaligen Bundespräsidenten haben wir vorher auch nicht alle biografischen Punkte abgefragt und jede Rede auseinandergenommen. Gebt dem Mann doch einfach mal eine Chance! Lasst ihn doch erst mal ins Amt kommen!

Solche Beiträge wie am Dienstag in „heute nacht“ kann man sich jedenfalls getrost sparen.


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Kommentare

3 Antworten zu „heute nacht: Kritik an Joachim Gauck“

  1. Tom

    Dem kann ich nur zustimmen, aber scheinbar sind wir aktuell so unzufrieden mit uns selbst, dass wir nur noch nach Fehlen bei allen Anderen suchen, egal wie kleinlich es am Ende aussieht. 🙁

  2. ThomasS

    Im Zusammenhang mit der Wulff-Affäre wurden ja immer mal wieder Stimmen laut, die rund um die wahl und das Amt des Bundespräsidenten, wie es seit Bestehen der Republik gehandhabt wird, Kritik angemeldet haben. Das reichte von der Forderung, man möge die Wahl nicht irgendwelchen Wahlmännern und -frauen überlassen, sondern dem Volke selbst (so wie es etwa in Österreich seit fast 60 jahren erfolgreich praktiziert wird), bis hin zu der Überlegung, ob solch ein Amt überhaupt noch notwendig ist oder generell abgeschafft werden sollte.

    Vielleicht sind solche Stimmen mittlerweile bis in die Medien hinübergeschwappt und haben diese mediale Vorab-Hetzjagd genereirt (die ich ebenso unsäglich und peinlich finde wie du). Womöglich hat da auch unsere geschätzte Kanzlerin ein paar Hebel in Bewegung gesetzt. Vielleicht hat Frau Merkel da ja irgendwas lanciert …? Dass die Personalie Joachim Gauck nicht unbedingt ihre 1. Wahl war (auch wenn sie dann gute Miene zum bösen Spiel machen musste), das weiß ja wohl inzwischen jeder.

    Aber soll ich dir was sagen? Gerade solche tagespolitischen Aktionen unserer Mächtigen bestärken mich in der Überzeugung, dass die Beibehaltung einer übergeordneten Instanz vielleicht doch nicht so überflüssig ist. Auch wenn diese Instanz kaum politische Befugnisse hat (und das ist m.E. auch gut so … das haben wir ja in Russland oder in Frankreich), so steht sie doch immerhin jenseits aller machtpolitischen Interessen und kann den Agierenden jenseits aller Betriebsblindheit quasi von außen kritisch auf die Finger schauen. Für diese Rolle scheint mir jemand wie Gauck genau der Richtige zu sein. Jedenfalls richtiger als etwa eine Frau von der Leyen oder irgendein sonstiger „Konsens-Kanddidat“, den die CDU so auf ihrer Liste hatte. Ob dieser Mensch dann von Wahlleuten gewäht wird oder direkt vom Volk, ist eigentlich egal. Das Volk will in seiner Mehrheit ja wohl eh Gauck.

  3. RT

    Ja, denke ich auch.

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