Doris Dörrie macht es dem Zuschauer ihrer Filme nicht immer einfach. In ihrem neuen Werk kann man sagen: Sie macht es ihm richtig schwer.
Irina und Kalle haben „Glück“. So heißt auch die Geschichte, die Doris Dörrie erzählt – nach einer Erzählung von Ferdinand von Schirach. Aber es ist ein Glück, das auf wackligen Beinen steht, das arg strapaziert wird.
Irina (Alba Rohrwacher) erlebt das Trauma: Krieg. Soldaten brechen zu Hause ein, töten ihre Eltern, vergewaltigen die junge Frau. Sie flüchtet aus dem Krieg nach Berlin. Um sich über Wasser zu halten, arbeitet sie als Prostituierte.
Auf der Straße lernt sie Kalle (Vinzenz Kiefer) kennen. Der junge Mann lebt mit seinem Hund dort, wo gerade Platz ist. Sie schnorren sich durch. Kalle hat sein Zuhause schon lange verlassen.
Aus einer zaghaften Freundschaft wird Liebe.
Als aber Irina einen Freier zu Hause emfängt, kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall mit weitreichenden Folgen.
Ist das Glück am Ende?
An sich erzählt Doris Dörrie in „Glück“ eine recht schöne Geschichte. Zwei Menschen haben ein Trauma erlebt und finden zueinander. Sie heilen sich gegenseitig, genießen das Glück.
Der Film beginnt jedoch mit einem sehr langen Prolog. Er zeigt die Erlebnisse, die Irina über sich ergehen lassen muss. Den Tod. Die Vergewaltigung. Die Demütigung. In dieser Art und Weise wäre das nicht nötig gewesen. Es sind quälende Sequenzen – nicht nur durch das, was da passiert, sondern auch die Art und Weise. Dörries Film wirkt da wie ein ödes Kunstprodukt. Da möchte man fast schon aus dem Kino rennen.
Sollte man aber nicht, denn das ändert sich, als die Handlung später in Berlin einsetzt. Dann wird Dörrie mitunter poetisch, es gibt schöne, liebevolle Momente, auch tragische – und gegen Ende, als das Glück zu verschwinden droht … die Szenen kann man eigentlich nicht beschreiben – und sehen will man das auch nicht. Aber da muss man dann durch, in der hoffnung, das Glück nicht zu verlieren.
7/10
Schreibe einen Kommentar