Steven Spielberg wird langsam alt und besonders kitschig. Könnte man denken, wenn man den Trailer zu „Gefährten“ sieht. Ein Drama über ein Pferd. Pffff. Könnte man denken. Denn Spielbergs Film ist alles andere als pffff.
Dass Albert (Jeremy Irvine) von einem Tag zum anderen Besitzer des Pferdes ist, ist in gewisser Hinsicht ein Zufall. Bei einer Auktion fand sein Vater einfach kein Ende, kaufte das Tier und steht fast vor dem Ruin. Denn das Pferd nützt ihm nichts, das Feld bestellen kann er mit Joey nicht.
Joey, so nennt Albert das Pferd. Und Albert ist es auch, der dem Joey beibringt, eben doch zu arbeiten. Hart abzupacken.
Aber der Erste Weltkrieg kommt, und Albert muss sein Pferd dem Militär überlassen. Joey hat es nun mit der harten Kriegsrealität zu tun. Mit Gewalt, mit Bomben, mit dem Tod.
Steven Spielberg erzählt von lauter „Gefährten“. Mehr als zwei Stunden begleiten wir das schwarze Pferd, lernen die Menschen kennen, die ihn begleiten. Wir müssen Abschied nehmen, lernen neue Leute kennen, die Joey – dann unter anderem Namen – in Obhut nehmen. Leute kommen, Leute gehen. Das Pferd wird beschlagnahmt, ein kleines Mädchen nimmt es zu sich, das Tier wird wieder beschlagnahmt.
Zwar hat der Film unfassbar kitschige Momente, was aber eigentlich zählt, ist die ungewöhnliche Erzählweise. „Gefährten“ ist in mehrere Kapitel unterteilt, in denen das dann auch neue Hauptdarsteller gibt. Das macht es für den Zuschauer auch emotional, denn kaum haben wir diese Leute kennengelernt, die sich, aus welchen Gründen auch immer, mit dem Pferd beschäftigen, schon sind sie wieder weg.
Spielberg zeigt neben allem Kitsch auch den harten Krieg, die heftigen Gefechte an der Kriegsfront, wir sind mittendrin, wenn uns die Bomben um die Ohren fliegen. Es sind Szenen, die einen tiefer in den Kinositz rutschen lassen.
„Gefährten“ ist ein sehr sehenswertes Epos mit der einen oder anderen Kitschprise zu viel. Aber da kann man drüber hinwegsehen.
9/10
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