In guten Händen

Wir kommen an dieser Stelle zu einem etwas heiklen Thema. Deshalb müsst ihr euch auch vorstellen, dass ich nur flüstere und dabei ein bisschen rot werde. Denn im folgenden Text geht es um Vibratoren. Und darum (ich flüstere es dir ins Ohr), was Frauen damit da unten so alles machen.
Diesen … ähm… Freudenspender gibt es schließlich noch keine ewigen Zeiten. Die Frauen in den 1880er-Jahren kannten den Vibrator noch nicht. Sie wussten nur: Da ist was mit ihrem Körper. Irgendwas fehlt.
Damals nannte man das: Hysterie.

In London gab es damals einen Frauenarzt, der sich auf hysterische Frauen spezialisiert hat: Dr. Robert Dalrymble (Jonathan Pryce) behandelt diese Frauen. Sie legen sie auf ein Bänkchen, spreizen die Beine, und der Arzt benutzt den Finger. Danach geht es den Frauen wesentlich besser.
Mortimer Granville (Hugh Dancy) lernt den Arzt kennen, nachdem er in zig Krankenhäusern rausgeflogen ist – Mortimer ist zu gut für diese Welt, und zu teuer für die Klinikchefs. In der Praxis von Dalrymble lernt er die hohe Kunst, die Frauen zu … ähm … behandeln. Bei ihnen ist er „In guten Händen“. Bald jedoch wird seine Hand (ja, die Hand) steif, und er muss sich was einfallen lassen. Und dann ist da auch noch Dalrymbles Tochter Charlotte (Maggie Gyllenhaal), die ihn mit ihrer Armenhilfe beeindruckt.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Film von Tanja Wexler ist kein Porno. Nicht mal im Ansatz. Auch wenn im Laufe der 100 Minuten nicht nur eine Frau – und auch nicht nur zwei Frauen einen … ähm … Krampf bekommen.
Auf wirklich humorvolle Art erzählt die Britin von der prüden Gesellschaft vor 130 Jahren. Wie die Frauen darum kämpften, ihre Lust auszuleben – und überhaupt um die Gleichberechtigung, dass sie mehr sind als nur wesen, die zu Hause das Haus putzen. Und, ganz klar: Der Vibrator leistete damals einen kleinen Beitrag zur weiblichen Selbstbestimmung. Im Original heißt Wexlers Film „Hysteria“, was ganz gut passt, schließlich wurden die Frauen, die mehr wollten als das Mütterchen zu sein, als hysterisch bezeichnet. „In guten Händen“, so der deutsche Titel, ist allerdings auch herrlich doppeldeutig.
Pünktlich zu Weihnachten schafft es somit eine etwas andere Erfindungsgeschichte ins Kino – eine nicht ganz unbedeutende. Auch wenn das nicht alle so sehen.

9/10


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