Bessere Zeiten

Das ganze Leid und Elend. Kinder, die weinen. Ein Mann, der seine Frau verprügelt. Der in seinem Suff auf den Teppich kackt. Und dann daneben einpennt.
Manchmal fragt man sich als Kinogänger schon: Wieso muss ich mir das eigentlich antun? „Besser Zeiten“ ist genau so ein Film.

Sie wird sterben. Bald. Aber Leena (Noomi Rapace) zögert. Will sie wirklich ihre Mutter noch einmal sehen? Zu viele Erinnerungen hängen an dieser Begegnung. Schlechte Erinnerungen. Furchtbare. Leena hat ihre Kindheit bislang erfolgreich verdrängt. Zumal sie inzwischen ein harmonisches Familienleben hat. Doch ihr Mann Johan (Ola Rapace) lässt nicht locker. Leena soll fahren. Und die Familie mit ihr. Doch johan weiß nicht, worauf er sich da eingelassen hat.
Für Leena wird diese Reise zum Horrortrip. Denn die Bilder von damals kommen wieder. Die Eltern, die ihre Hoffnungen im Alkohol ertranken. Wie sie (Leena als Kind: Tehilla Blad) versuchte, mit ihrem Bruder Sakari (Junior Blad) ein normales Leben zu führen, alles andere auszublenden.

Der blanke Horror. Die Hoffnung auf „Bessere Zeiten“ – so zumindest der Titel des Films – erfüllen sich in Leenas Kindheit nicht. Im Gegenteil: Es wurde damals immer schlimmer, bis zur Eskalation.
Regiedebüttantin Pernilla August macht es dem Zuschauer keineswegs einfach. Es sind mitunter erschütternde Szenen, die er ertragen muss.
Noomi Rapace, Star der „Millennium“-Trilogie, ist in diesem Film die eher stille, zurückhaltende, traurige Frau, die von ihrem eigenen leben eingeholt wird. Die noch immer schockiert ist, was damals passiert ist. Die Angst hat davor, ihre Mutter wiederzusehen. Die Frau, die heute noch sagt, dass sie ihren Mann, der sie geschlagen hat, noch immer immer liebt.
Es sind „Bessere Zeiten“, aber genau diese besseren Zeiten gingen schlechtere voraus. Aber wer wissen möchte, warum man der Mensch ist, der man ist, der muss sich eben auch mit diesen schlechteren Zeiten befassen. Denn dann kommen sie wieder: die besseren Zeiten. Die entspannten, die glücklichen.
Pernilla Augusts Film ist beileibe kein Feel-Good-Movie, nichts für einen entspannten Nachmittag. Für dieses harte Drama braucht man Muße.

6/10


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