Wusch! Da landet der Stock im Gesicht. Ein Junge provoziert den anderen, der haut zurück. Das Ende vom Lied: Zwei Zähne sind ausgeschlagen, ein Nerv liegt blank.
Nun ja, eigentlich liegen noch viel mehr Nerven blank, und das Ende vom Lied ist dieser Zoff auch nicht. Ganz im Gegenteil.
Nun kommen die Eltern ins Spiel. Nancy (Kate Winslet) und ihr Mann Alan (Christoph Waltz) besuchen Penelope (Jodie Foster) und Michael (John C. Reilly). Sie wollen diese Sache klären. Ganz friedlich. Die Jungs sollen sich entschuldigen. Kein Ding. Wirklich nicht.
Und, ja, das mit dem Stock. Hm, ja, schön war das nicht. Aber hat der andere nicht auch provoziert? War das nicht genauso mies? Und überhaupt – wer hier wen falsch erzogen hat und wer eigentlich absolut keine Manieren hat – darüber muss dann doch noch mal gesprochen werden.
Und das zu verfolgen – das ist die reine Freude. Roman Polanski bringt „Der Gott des Gemetzels“ auf die Leinwand. Ein Kammerspiel der Sonderklasse. Vier Erwachsene Menschen lassen ein ruhiges Gespräch völlig aus dem Ruder laufen. Alan telefoniert ständig, Nancy überfuttert sich am Kuchen und kotzt die Kunstbücher von Penelope voll.
Es ist eine Wonne, ihnen bei diesem Zoff zuzusehen. Mitzubekommen wie die feinen Kulissen nach und nach einbrechen, wie Wahrheiten ausgesprochen werden, wie Dinge ans Licht kommen – und, ja, wie sie sich dabei hemmungslos besaufen.
Christoph Waltz spielt wieder den Fiesen, leicht Abgedrehten. Kate kotzt. Wie gesagt. Und es ist der wohl lustigste Kotzanfall des Jahres, vielleicht sogar des Jahrzehnts. Jodie Foster ist die Frau am Rande (oder doch schon drüber hinweg) des Nervenzusammenbruchs. Und John C. Reilly ist der Typ, dem irgendwann alles wurscht ist.
„Der Gott des Gemetzels“ ist eine brillante Menschenstudie.
8/10
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