Hotel Lux

Hollywood. Da will Hans Zeisig (Michael Bully Herbig) hin. Die Visitenkarte eines Managers hat er schon. Nur hat der Typ ihn noch nicht angerufen. So lange tritt er mit seinem Freund und Kollegen Siggi Meyer (Jürgen Vogel) in einem Berliner Varietétheater auf.
Es ist das Berlin in der Nazizeit vor dem Krieg. Zeisig parodiert Stalin, Meyer den Führer. Aber die lustige Zeit geht vorbei, irgendwann war es wohl ein Hitler-Witz zu viel. Zeisig muss fliehen. Allerdings landet er nicht in Hollywood, sondern in Moskau, im Hotel Lux. Dort sind Kommunisten aus Deutschland und aller Welt gestrandet. Und weil der sowjetische Geheimdienst Zeisig mit dem geflüchteten Leibastrologen Hitlers verwechselt, geht ihm es erst mal ganz gut. Aber doof sind die Sowjets ja auch nicht. Zeisig gerät in blutige Intrigen.

Um das gleich mal vorweg zu nehmen: „Hotel Lux“ ist keine dieser Haha-Schenkelklopfer-Bully-Komödien. Wir haben es hier mit einer Mischung aus Satire, Komödie, Tragödie und Drama zu tun. Und Michael Bully Herbig legt eine tolle Leistung hin. Er schafft es tatsächlich, nicht Bully zu sein. Er geht in der Rolle als Zeisig auf.
Regisseur Leander Haußmann, der ja in letzter Zeit eher mit peinlichen Demonstrationsauftritten von sich reden gemacht hat, bietet einen durchaus spannenden, überraschenden Einblick in die Weltgeschichte. Denn im „Hotel Lux“ begegnen uns nicht nur Hitler und Stalin, sondern auch spätere Größen wie Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht (der ein Mäuerchen aus Zuckerstückchen aufbaut) und vielen anderen.
Haußmann zeigt den Naziterror, macht sich aber auch über ihn lustig. „Hotel Lux“ ist kein durchgängig heiterer Film – auch wenn uns das die Trailer weismachen wollen. „Der Film hat die Stärke, trotz des Hintergrunds zu unterhalten“, sagte Herbig auf einer Pressekonferenz in Berlin über den Film.
Er unterhält, ja. Aber nicht jeder Witz sitzt, manchmal wird es ein bisschen plump, zwischendurch flaut auch ziemlich die Spannung ab. Haußmanns Film kann nur stellenweise voll überzeugen.

Das Hotel Lux gab es übrigens wirklich. Und tatsächlich diente es in den späten 30ern als Zufluchtsort für Kommunisten – und wurde für viele von ihnen zur Falle. Es spielten sich dramatische Szenen ab. Verharmlost der Film? Haußmann weist den Vorwurf zurück. Ganz kann er ihn jedoch nicht entkräften – vor allem, wenn „Hotel Lux“ auch in den Schulen gezeigt werden soll.

6/10


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