FR 23.09.2011 | 22.00 Uhr | Das Erste
Zu hart für junge Zuschauer. Das meint zumindest der Jugendschutzbeauftragte des Bayerischen Rundfunks. Deshalb lief die Premiere des „Polizeirufs 110“ diesmal erst um 22 Uhr – an einem Freitag.
„Denn sie wissen nicht, was sie tun“ ist der zweite Fall von Hanns von Meuffels (Matthias Brandt). Nach dem miesen ersten Fall war zu befürchten, dass der wahre Grund der Verschiebung die mindere Qualität des Films sei. Jetzt wissen wir: Das war nicht der Grund.
In der Tat ging dieser Thriller an die Nieren. Und dennoch: Er hätte auch an einem Sonntag um 20.15 Uhr laufen können. Vielleicht sogar müssen.
In von Meuffels Büro erschießt sich ein Mann mit einer ungesicherten Polizeiwaffe. Ein grauenvoller Akt. Aber es kommt noch schlimmer. Im Fußgängertunnel des Münchner Fußballstadions geht eine Bombe hoch. Und der Kommissar ist mittendrin, weil es einen entsprechenden Hinweis gab. Es sind quälende Minuten. Der Knall, der Staub. Die Schreie. Immer wieder die gellenden Schreie der Opfer. Und von Meuffels, der sich um einen jungen Mann kümmert, der sterben wird. Klar ist auch: Es soll einen zweiten Bombenanschlag geben. Die Behörden – Polizei, LKA, Staatsschutz – rangeln unterdessen um ihre Kompetenz.
Es sind wohl vor allem die schlimmen Szenen rund um das Bombenattentat, die diesen Film erst ab 16 Jahren freigeben. Die sind in der Tat an den Nerven zehrend, sie sind schockierend. Aber sie hätten ein wenig entschärft werden können. Mitansehen zu müssen, wie Ermittlungsergebnisse verfälscht werden, weil Fehler vertuscht werden sollen, kann jedenfalls kein Grund dafür sein, einen Film ins Spätprogramm zu verschieben.
Um 20.15 Uhr haben wir im Ersten schon ganz andere Sachen gesehen: Erschossene, Explosionen, Psychokriege, Quälereien. Erst neulich erschütterte der Film „Sie hat es verdient“, er versetzte den Zuschauer in einen weitaus größeren Schockzustand als der heutige „Polizeiruf 110“.
Die ARD hat eine Chance vertan. Sie hätte diesen „Polizeiruf 110“ leicht bearbeitet am angestammten Platz zeigen können, gern gefolgt von einer thematisch passenden Diskussion mit Zuschauerbeteiligung bei Günther Jauch. Aber die ARD, der BR, ging leider den leichteren Weg.
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