Manchmal läuft das so: Der Kinozuschauer sitzt vor der Leinwand, sieht sich das Treiben da oben an und … tja, zuckt mit den Schultern.
Michelangelo Frommartino siedelte seinen Film „Vier Leben“ in Kalabrien, im Süden Italiens an, um das dortige Geschehen zu zeigen. Menschen, Bräuche und Natur.
Da ist zum Beispiel der alte Ziegenhirt. Er verbirngt die letzten Tage seines Lebens in dem kleinen Dorf. Er trinkt Staub vom Kirchenboden – als Medizin. Er ist krank. Sehr krank. Bald stirbt er, und die Ziegen halten Totenwache.
Ein Kreislauf: Der Alte stirbt, ein Zicklein erblickt das Licht der Welt. Erste zaghafte Schritte, der erste Ausflug auf die Weide. Dann die Katastrophe. Das Tier verliert in den Bergen den Anschluss an die Herde. Es sucht schutz unter einer großen Tanne.
Diese Tanne liegt wenig später auf dem Boden. Abgeholzt. Erst dient sie als Schmuck für ein Fest, dann verwandeln die Köhler sie in Holzkohle. So ist es Tradition.
Frammatrino zeigt den Kreislauf des Lebens. Kapitel für Kapitel. Er lässt seine Szenen unkommentiert. Das ist schade, denn insbesondere das Fest bleibt dem Zuschauer ein ziemliches Rätsel. Aber der Regisseur beschränkt sich auf das Beobachten.
Aber mal abgesehen davon, dass in „Vier Leben“ nur drei Leben gezeigt werden – es fehlt der große Bogen, irgendein Rahmen. Die Geschichten spielen sich hintereinander ab, greifen nicht ineinander. Das wirkt langatmig.
Das kommentarlose Abfilmen von Ereignissen macht noch lange keinen packenden Dokumentationsfilm aus. Hier und da fehlen helfende Informationen.
Und, mal ehrlich: Zicklein zu beobachten ist nun wirklich nichts Neues. Ebenso die Verarbeitung eines Baumes.
„Vier Leben“ ist in seiner 88-minütigen Länge sehr mühsam, ja, quälend.
1/10
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