Hörbuchtipp: Ein Traum von einem Schiff – Eine Art Roman

Christoph Maria Herbst | Ein Traum von einem Schiff – Eine Art Roman | Argon-Hörbuch | Dezember 2010

Schweres Schicksal für Christoph Maria Herbst. Der „Stromberg“-Schauspieler musste auf das ZDF-„Traumschiff“ und wurde dort gezwungen, die seichte Rolle des Familienvaters zu spielen, der gemeinsam mit seiner Frau eine Ersatzoma für seine Tochter suchte. Dazu nötigte ihn Produzent Wolfgang Rademann, mit dem Team zum Pazifik zu fliegen. Schlimm, sehr schlimm!

Ganz klar: „Das Traumschiff“ ist seicht. Schauspielerisch passiert da wenig. Die Geschichten sind vorhersehbar und platt. Und trotzdem sehen Millionen Leute zweimal im Jahr zu. Alle wissen, dass das „Traumschiff“ sehr leichte Fernsehunterhaltung ist, man weiß, was kommt, wenn man sich das antut. Kann man mögen, muss man aber nicht. tut jedenfalls nicht sehr weh. Außer einem.
Christoph Maria Herbst hätte Nein sagen können, als ihn der Produzent Wolfgang Rademann fragte, ob er mit will. Herbst sagte nicht ab. Obwohl er wusste, dass das Drehbuch mies ist. Dass das alles ein bisschen peinlich wird. Aber man verreist doch so schön, das nimmt man dann doch gern mal mit.

Und tatsächlich: Als die „Traumschiff“-Folge „Bora Bora“ am 1. Januar 2011 im ZDF über den Sender ging, haben sich viele „Stromberg“-Fans sicherlich besorgt die Augen gerieben. Herbst spielte wie ein Anfänger. Er setzte das grottige Derhbuch grottig um. Seine platten Dialoge spulte er herunter. Wahrscheinlich ging es nicht besser. Oder was auch immer. Ist ja auch egal. Ist vergessen. Schon am 2. Januar 2011.

Aber wahrscheinlich muss sich Herbst nun für seinen extrem miesen Auftritt rechtfertigen. Er konnte das offenbar so alles nicht stehen lassen. Seinen guten Ruf aufs Spiel setzen. Also schrieb er ein Buch über seine Erlebnisse beim Dreh. Das Hörbuch nahm er auch noch fix auf. Und damit alle wissen, dass er eigentlich ein richtig erfolgreicher Schauspieler ist, erfahren die Käufer seiner CD auf der Rückseite des Covers, welche Preise Herr Herbst schon bekommen hat. Fernsehpreis, Grimme-Preis, bayerischer Fernsehpreis, Comedypreis. Ein paar seiner anspruchsvollen Filme stehen auch gleich mit drauf. Damit wir das ja nicht vergessen und denken, er spielt immer so grottig wie in der ZDF-Sonnenserie.

Die Geschichte, die er erzählt: Der Schauspieler Christoph Maria Herbst reist mit dem „Traumschiff“. Er erzählt, wem er begegnete und was alles passierte – oder aucn nicht.
Das hätte witzig sein können, stattdessen beleidigt er die Leute und bezeichnet das Schiff als „schwimmende Schwarzwaldklinik“, als „Albtraumschiff“ oder „Mumienschlepper“. Die Leute dort sind doof, sie sind fett und überhaupt alle ganz schön bescheuert. Ach ja, und sie stinken, sie saufen und lernen ihren Text nicht. Aber der Urlaub, ja, der war schöön.
Herbst fand nicht die Balance zwischen distanzierter Beobachtung und Beleidigung. Es fehlt das Augenzwinkern, die Ironie. Herbst klierte seinen ganzen Hass nieder. Das macht ihn unfassbar unsympathisch.

Der Fehler: Herbst hätte besser einen Roman schreiben sollen. Über einen Schauspieler, der beim „Traumschiff“ mitmacht. Das hätte eine Distanz geschafft. Herbst hätte sogar einiges dazuerfinden können. Aber nein, er, Herbst, will jetzt mal so richtig vom Leder lassen. Fast möchte man sagen: Das ist widerlich.

Hinzu kommt: Eigentlich ist sein Buch Etikettenschwindel. Denn so richtig viel scheint Christoph Maria Herbst nicht eingefallen zu sein, denn um genug Stoff zu haben, erzählt er unfassbar öde, grässlich langweilige Episoden über einen Versteckte-Kamera-Dreh und einen Hotelunfall. Gähn. Sehr unlustig und unpassend, wenn doch eigentlich sooo viel über das bööööse Traumschiff erzählen will.

Das Traurige ist: Das „Traumschiff“ hat ein Enthüllungsbuch durchaus verdient. Es ist ganz sicher hochspannend, was da eigentlich so passiert.
Aber Herbsts (Hör)buch, seine Abrechnung mit dem „Traumschiff“ ist eine dreiste Geschäftsmacherei. Eine schlecht Geschriebene dazu. Das Buch ist völliger Schund.


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