Der Tatort im Netz

Internet: In den Mediatheken stehen verpasste Fernsehsendungen bereit – oft gratis

MAZ, 15.12.2010

Wer im Fernsehen eine Sendung verpasst, ist nicht mehr nur auf den Festplatten- oder Videorecorder angewiesen. Im Internet werden die Zuschauer in den Mediatheken fündig – meistens jedenfalls.

Der Kinoabend ist zu Ende, jetzt noch den „Tatort“ vom Abend sehen. Und der Schock ist groß: Der Festplattenrekorder hatte einen Aussetzer. Kein Tatort. Die Lösung gibt’s im Internet. Die meisten Sender stellen einen Großteil ihres Programms in die Mediatheken. Die MAZ probierte sie aus.

Das Erste – Mediathek:
Der Senderverbund präsentiert sich recht aufgeräumt. Auf der Startseite steht eine Vorschau für den nächsten Livestream. Im ARD-Blau findet der Benutzer ganz oben eine Liste mit allen Sendungen von A bis Z, die beliebtesten Videos sowie einen Kalender, in dem steht, welche Programme abrufbar sind. Fast alle Eigenproduktionen sind verfügbar, Krimis wie der „Tatort“ allerdings aus Jugendschutzgründen nur von 20 bis 6 Uhr. Auch Nachrichten und Sportberichte sind zu bekommen. Schade ist, dass nach vier Wochen alles gelöscht wird. Der Nutzer kann sich das alles werbefrei und kostenlos ansehen. Top!
www.mediathek.daserste.de

ZDF-Mediathek:
Grau und Hellblau sind die dominierenden Farben beim ZDF. Auf der rechten Seite steht eine Liste mit Tipps, aktuellen Videos, die meist gesehenen Programme, die Übersicht der Livestreams sowie ein Kalender mit den verfügbaren Sendungen. Dessen Bedienung ist allerdings ein wenig schwierig, der Scrollbalken ist nicht so ganz ersichtlich. Vertreten sind auch Formate wie die „Heute-Show“, bei denen allerdings aus rechtlichen Gründen kurze Teile der Sendung fehlen. „Wetten, dass…?“ und weitere Formate haben spezielle Bereiche. Das alles kostenlos. Gut!
www.zdfmediathek.de

Sat.1-Videocenter:
Die seltsam bunt-blasse Startseite kann den Nutzer ein wenig überfordern. Irritierend ist der rosa Bereich mit den Links „TV-Programm“ oder „Filme und Serien“, sie verweisen auf Bereiche außerhalb der Mediathek. Ein großes Fenster zeigt wechselnde Highlights, außerdem gibt es lauter Buttons mit Sendungen und Shows. Ein weiterer Bereich sind die „Sat.1-Klassiker“, die aber auch aus der eigentlichen Mediathek herausführen. Nachrichten stellt Sat.1 nicht ins Netz, zumindest nicht ins Videocenter. Wer sich dort Sendungen ansieht, kann sich an mehreren Werbepausen erfreuen. Sehr unübersichtlich.
www.sat1.de/videos

RTL-now:
Die Seite wirkt ebenfalls sehr aufgeräumt, dort vermischen sich freie Programme und „Pay-per-View-Inhalte“, also Sendungen, für die der Nutzer zahlen muss. Fans von „Monk“ müssen für Premieren 2,49 Euro zahlen, für ältere Folgen 1,99 Euro. Die Navigation ist relativ schwierig, ständig öffnen sich neue Fenster, oft gibt’s weitere Balken mit verfügbaren Shows. Die vielen Werbebanner auf der Seite nerven, vor Beginn einer Sendung läuft ein Werbespot. Dennoch scheint RTL-now genutzt zu werden: Eine Folge von „Bauer sucht Frau“ hat weit mehr als 200.000 Klicks. Fazit: Ganz in Ordnung.
www.rtlnow.de

ProSieben-Video:
Die Seite ist ähnlich aufgebaut wie die von Sat.1. Sie dient offenbar nicht als eigentliche Plattform für die Videos. Die Zuschauer sollen meist auf die Seite der einzelnen Sendung klicken und da von aus die Filme abrufen. Auf der Videostartseite gibt’s groß den Bereich „Highlights“. Dort finden sich Formate wie „Desperate Housewives“. Allerdings sind da nur kurze Zwei-Minuten-Schnipsel zu sehen. Einen Kalender, welche Sendungen überhaupt angeboten werden, gibt es nicht. Der Nutzer muss umständlich selbst suchen. Das Ganze hat was von Youtube. Die ständigen Weiterleitungen von Seite zu Seite sollen sicherlich Klicks am laufenden Band produzieren. Nutzerfreundlich ist das nicht.
www.prosieben.de/video

Arte+7:
Der Kulturkanal Arte bietet die wohl umfassenste Mediathek. Sieben Tage sind sogar viele Spielfilme abrufbar, die auf dem Sender liefen. Oft sind auch die deutsche und die französische Fassung zu bekommen. Schade nur, dass die Seite nicht sehr übersichtlich ist. Zu viele Spielereien machen die Benutzung schwieriger als nötig. Die Programme sind sowohl über das jeweilige Datum als über eine A-bis-Z-Liste erreichbar. Die wichtigsten Sendungen stehen bereits auf der Startseite. Toller Inhalt, knifflige Suche.
videos.arte.tv

Die dritten Programme:
Die meisten dritten Programme der ARD haben eigene Mediatheken. Besonders zu empfehlen ist die des NDR. Dort sind beispielsweise Ausschnitte aus der Satiresendung „Extra 3“ schon vor der Ausstrahlung am Sonntagabend abrufbar. Der RBB hat dagegen leider keine eigene Videoseite. Nachrichtenformate wie „Brandenburg aktuell“ oder die „Abendschau“ sind extrem kompliziert zu finden.

Die kleinen Sender:
RTL II, Super RTL und VOX haben dasselbe Konzept wie RTL-now. Kabeleins bietet eine ähnliche Seite wie Sat.1 und ProSieben an. Der Frauensender Sixx hat alle eigenproduzierten Magazine zu bieten, auf der Seite des Männerkanals Dmax ist nicht immer klar, ob gerade Werbung oder Eigenprogramm zu sehen ist. Comedy Central bietet nur Schnipsel. Der Minisender Das Vierte hat sogar einzelne Spielfilme im Angebot.


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