Renn, wenn du kannst

Christian ist anders. Das merkt Benjamin sofort. Benjamin (Robert Gwisdek) sitzt seit sieben Jahren im Rollstuhl. Und er ist schwierig. Seine Mutter kommt nicht mehr an ihn ran, er schmeißt sie schließlich raus und nimmt ihr den Hausschlüssel ab. Und seine Zivis haben es unter ihm auch nicht gerade einfach. Benjamin hat einen Ton an sich, mit dem die wenigsten klarkommen. Außer Christian (Jacob Matschenz). Der gibt ihm Kontra. Mit Widerworten. Mit Witzen. Mit guter Laune. Das beeindruckt Benjamin, er vertraut sich seinem neuen Zivi an. Als aber Annika (Anna Brüggemann) ins Leben der beiden jungen Männer tritt, wird alles anders. Christian verliebt sich in sie, und Benjamin auch. Annika steht zwischen den Stühlen und muss auch noch mit ihren eigenen Problemen kämpfen.

„Renn, wenn du kannst“ erzählt eine ungewöhnliche Dreiecksgeschichte. Regisseur und Drehbuchautor Dietrich Brüggemann beschäftigt sich mit der Seele eines Behinderten. Was ihn umtreibt, was ihn beschäftigt. Nur langsam öffnet sich Benjamin seinem Zivi, dafür verliebt er sich umso schneller in Annika. Schauspieler Robert Gwisdek, der den behinderten Benjamin spielt, macht das atemberaubend gut. Der Sohn von Michael Gwisdek und Corinna Harfouch scheint die Schauspieleri in den Genen zu haben, so überzeugend, wie er den Benjamin dargestellt – seine Ängste und Träume, seine Wut, seinen Ärger und seine Freude.
Der Film, immerhin fast zwei Stunden lang, hat seine Längen, andererseits aber auch schöne, faszinierende Momente. Extrem unglaubwürdig sind jedoch die Szenen, die auf einem vereisten See spielen. Keine andere Filmszene hat einen winterlichen Touch, oft regnet es sogar, und die Protagonisten sind auch nicht angezogen, als herrschten tiefste Minusgrade. Auch wenn diese dramaturgische Schlamperei kaum verzeihbar ist und fast das Filmende ruiniert – „Renn, wenn du kannst“ ist ein sehenswerter, junger deutscher Film.

7/10


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