MI 03.06.2009 | 20.15 Uhr | RTL
Der Wirbel um „Erwachsen auf Probe“, der RTL-Dokusoap, in der Teenies für ein paar Tage Leihbabys betreuen, war groß. Nun sind die ersten beiden Folgen gelaufen – und ich bin erschüttert.
Nicht darüber, dass Kleinkinder in die Hände fremder Jugendlicher gelegt werden, unter ständiger Beobachtung von Eltern, Experten, Fernsehteams. Was mir sehr viel öfter den Mund offen stehen ließ, waren die Jugendlichen selbst. Unfähig einkaufen zu gehen, Zoff schon beim Abwasch und Rauchen trotz (künstlichen) Babybauchs.
Elvir (17) ist nach einem Tag Arbeit in der Autowäsche so dermaßen fertig, dass er bei bestem Willen nicht mehr arbeiten gehen kann. Der arme Junge.
Lila beschwert sich über ihren Freund Sebastian, der immer besser sein wolle als sie – inklusive besser aussehen. Sie überlege, ob sie nicht gleich die Rollen tauschen sollten. Wahrscheinlich ahnt sie schon was – er kommt auch noch drauf.
Mario hat schon 15 Anzeigen wegen Diebstahl und Körperverletzung bekommen. Seine Freundin Anji sei genau die richtige für ihn, weil sie sich so gut im Haushalt macht. Geht’s noch? In welchem Jahrzehnt ist der Typ denn hängengeblieben?
So ist es viel mehr bestürzend, auf welchem Niveau sich viele Jugendliche zu bewegen scheinen. Auch wenn RTL hier in der Auswahl vielleicht nachgeholfen hat – es klang nicht so, als ob sie angeekelt ein Drehbuch nachgespielt haben.
Ach ja, und die Babys? So viel Werbung bekam RTL schließlich schon lange nicht mehr. Denn viele, viele Leute haben sich sehr, sehr aufgeregt. Schon im Vorfeld. Als sie die RTL-Sendung noch gar nicht gesehen haben. Wegen der Babys, die gefährdet seien.
Angesichts der Superüberwachung (und weil die ganze Schose sowieso schon längst im Kasten ist) kann eine Gefährdung der Kinder wohl ausgeschlossen werden. Obwohl – als Elvir die Probekindpuppe beim Schlafen unter sich begrub – nun ja… zum Glück war es nur die Puppe.
Ärgerlich ist „Erwachsen auf Probe“ durchaus. Aber nicht aus dem Grund, weshalb zig Kinder schützen wollende Verbände die Sendung verbieten wollten. Ärgerlich ist sie viel mehr, weil weniger die Babys, sondern viel mehr die Jugendlichen durch den Kakao gezogen werden. Andererseits befinden sich aber auch auf einem Level, das Sorgen bereitet, weil einem auf der Straße immer mehr von solchen tumben Menschen entgegenkommen.
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