Radio Rock Revolution

(mit Spoilern)

Was für ein Märchen! Die Menschen kommen zusammen, haben Spaß und kennen nur ein Thema: das Radio. Eine bestimmte Sendung. Einen bestimmten Sender. DJs, die Emotionen hervorrufen, eine Hysterie.
Aber das war einmal.
Mitte der 60er-Jahre sah das noch anders aus. In England sendete die BBC, aber die wollten viele nicht hören – viel zu spießig.
Dann aber gab es noch den Radiosender, der irgendwo von der Nordsee ausstrahlte: Radio Rock. Der absolute Kult. Der pure Rock, beliebte DJs – schlicht das, was die Massen wollen.
Doch die englische Regierung, allen voran Minister Dormandy (Kenneth Branagh) will dem Spuk ein Ende setzen. Mit allen Mitteln.
Mit „Radio Rock Revolution“ wird dem Radio ein Denkmal gesetzt, das es so schon lange nicht mehr gibt. Den Sender, der gern und extra eingeschaltet wird. Die Leute, die moderierten, die wir so gern hörten. Ein Film voller Nostalgie, cooler Typen und noch sehr viel coolere Musik.
Philip Seymour Hoffman als „The Count“, Bill Nighy, Rhys Ifans und alle anderen erinnern an große Radiopersönlichkeiten.
Doch leider, leider ist es Richard Curtis dennoch nicht gelungen, einen richtig guten Film zu schaffen. Und um es mal ganz klar zu sagen: Er hat es versemmelt. Er hat den Schluss des Filmes komplett ruiniert. Als das Schiff, von dem „Radio Rock“ sendet, untergeht, geht auch die Glaubwürdigkeit des Filmes flöten. So ziemlich alles wirkt willkürlich. Ein Anschlussfehler reiht sich an den nächsten. Von einer Sekunde zur nächsten wird es hell, in anderen Szenen bewegen sich Uhren minutenlang nicht. Beim Untergang hat das Schiff plötzlich keine Crew mehr – oder niemand interessiert sich für sie. Auch das Weihnachtsfest auf der Nordsee wirkt seltsam sommerlich. Silvester um Mitternacht scheinen die Radio-Rock-Zuhörer in ihrem Arbeitsalltag zu verbringen – hier wirken die Zwuschenschnitte komplett wahllos.
So wirkt dieser eigentlich sehr schöne Film zum Ende hin schrecklich lieblos. Das ganze Gefühl ist dahin. Selten war ein Filmende dermaßen misslungen wie in diesem Fall.

6/10


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Kommentare

6 Antworten zu „Radio Rock Revolution“

  1. Springin

    Ich hab da mal ne technische Frage:
    Ist es authentisch, dass die in England diesen Sender auf jedem kleinen Radio ohne großen Aufwand hören konnten, selbst nachmittags? Welche Kurzwellenfrequenz wurde denn da verwendet?

  2. Wolfgang

    Sicher nicht in ganz England, aber wenn, dann mit kleinen Radios. Mittelwelle ist halt so herrlich anspruchslos. Ich kann nur für die Piratensenderzeit aus den 80ern sprechen, aber das Signal von der Ross Revenge konnte man bis in den Südwesten von England problemlos empfangen und Laser 558 war für mich (damals in Aachen) Hausaufgabenberieselung.

    Auf Kurzwelle wurde nicht in jedem Fall gesendet. In den 80ern zeitweise von der Ross Revenge, aber das waren religiöse Programme.

  3. p-load

    Der Gedanke für diesen Radiofilm ist genial gewesen. Doch leider ist die Umsetzung sehr sehr albern und zu überzogen erfolgt. Eine zweitklassige Komödie. Warum hätte er nicht einen guten ernsthaften Film machen können, indem man richtig mitgehen kann und die damalige Piratensenderzeit spüren kann?

    Aber vielleicht kommt noch mal ein solcher Film über die Caroline, Mi Amigo, Radio Nordsee, Radio Veronica etc.;)

  4. ChrisS

    Ich würde den Film trotz hinreißender Einzelszenen auch im gelben Wertungsbereich ansiedeln. Für mich ist der Film viel zu lang. Das Thema ist klasse, aber leider, leider ist er nicht pointiert genug. Kam mir vor wie bei den \“Tiefseetauchern\“ bei denen auch jeglicher Zug fehlte. Mochte auch nicht die in London spielende Nebenhandlung, die Erinnungen an überkandidelte Filmchen der Vergangenheit wach werden ließ.

  5. White Lily

    Ich fand den Film eigentlich sehr gelungen. Er war witzig, skurril und die Charakter waren alle sehr liebenswert und stimmig geschrieben. Das sind alles Faktoren, die für mich bei einer Komödie wichtig sind.

    Anschlussfehler gibt es in so gut wie jedem Film. Mal mehr, mal weniger. Ich kann damit leben.

    Musikalisch hat mich der Film auch sehr angesprochen. Ich mag das Genre einfach.

  6. RT

    Ich habs ja auch gemocht – bis kurz vor Schluss.

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