Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat

Selten hat ein Film schon im Vorfeld solche Diskussionen ausgelöst. Und das nicht nur wegen Tom Cruise und Scientology. Der Schauspieler hat für „Operation Walküre“ bereits 2007 (!) den Bambi bekommen, also sehr lange bevor der Flm überhaupt richtig fertig war. Nämlich allein dafür, dass Tom Cruise die Courage hatte, Graf von Stauffenberg zu spielen. Na, wenn das schon allein preiswürdig ist…
Jetzt können wir uns ansehen, was bei der aufsehenerregenden Mutprobe von Tom herausgekommen ist. Und wir sehen: Ja, ganz in Ordnung, aber so der richtig große Darsteller ist Tom Cruise nicht. Er bleibt ziemlich blass und steif, wie er auch der ganze Film, besonders in den ersten Minuten, ziemlich steril ist. Mit einem bedrohlichen Musikteppich wird versucht, das zu vertuschen, was aber nicht gelingt.

20. Juli 1944: Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Tom Cruise), lange Zeit NS-linientreu (was aber im Film nicht zu sehen ist), entwickelt den Plan, Hitler zu töten und eine Schattenregierung aufzustellen. Es ist nicht viel Zeit, und in der Wolfsschanze muss Stauffenberg selbst den Koffer mit der Bombe platzieren.

Die Geschichte ist nicht unbekannt, sie ist Thema an den deutschen Schulen. Insofern sollte er eigentlich nicht viel Neues, wenige neue Erkenntnisse bringen.
Insofern ist der Film auch eher enttäuschend, denn alle Diskussionen im Vorfeld hätte man sich sparen können. Denn wie wir nun sehen, ist „Operationen Walküre“ ein sehr durchschnittlicher Film, der nur wenig bewegend ist und angesichts der bekannten Geschichte auch nur mäßig spannend. In der Reihe der Hitlerdarsteller steht David Bamber zudem sehr weit hinten.
Dass Cruise Stauffenberg spielt, ist an sich kein preiswürdiger Verdienst. Das Einzige, was man ihm zugute halten könnte: Vielleicht schafft er es, die auf Hollywoodfilme neugierige Jugend ins Kino zu ziehen. Die ist jedoch mit den einschlägigen Doks, die es zum Thema gibt, weit besser bedient.
Viel Lärm um ziemlich wenig.

5/10


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Kommentare

8 Antworten zu „Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat“

  1. popov

    hast du den Film überhaupt gesehen? Das ist doch lächerlich.

    Eine Frage, als Carl Friedrich Goerdeler (der Typ der Kanzler werden sollte) den Stauffenberg ablösen wollte und erfahren hat, daß er verhaftet werden sollte, verließ er den Raum. Was sagte er im Vorbeigehen zum Stauffenberg

  2. RT

    Oh, bitte entschuldige, dass ich da gerade nicht mitgeschrieben habe.

  3. popov

    Ich verlange es nicht Wort für Wort. Hat er ihn zum Teufel gewünscht, ihn als Dilettanten genannt? Was.

    Wenn du den Film gesehen hast, dann weißt du es.

  4. RT

    Sieh es doch einfach mal ein, dass ich eine andere Meinung habe als du. Ich lasse dir ja auch deine Meinung.
    Lass einfach deine Oberlehrer-Art. Wir sind hier nicht beim Quiz. Du glaubst mir sowieso nicht, dass ich den Film gesehen habe. Was ich übrigens ebenso lächerlich finde. Ich schreibe nicht über Filme, die ich nicht gesehen habe. Wozu auch.

  5. Hypermensch

    Also ich war recht angetan von dem Film, es ist zwar kein absoluter TopFilm, aber er ist spannend, unterhaltsam und „recht“ realitätsgetreu.
    Was mich auch aber immens stört ist, was du schon andeutest:

    Wenn man es zu einem solch hohen Militärrang wie Stauffenberg geschafft hat, musste man einfach mit dem NS-System sympathisieren oder es zumindest vorgaukeln. Dass diese Tatsache im Film verschwiegen wird und Stauffenberg eigentlich als lupenreiner Superheld gezeichnet wird, hat einen faden Beigeschmack.

  6. Freud

    Ich habe mir den Film mittlerweile ansehen können und möchte mich in meinem Urteil weitgehend RT anschließen.
    Das ist Durchschnitt, nichts besonderes, für meine Begriffe gar noch etwas weniger. Denn als jemand, der die Geschichte um den Anschlag ziemlich genau kennt, ist einem nichts mehr neu und der Film kommt bloß noch als Abhaken einer Liste zu erwähnender Ereignisse vor, während und nach dem Anschlag daher. Keine Spannung und keinerlei Emotionen – die Inszenierung bleibt den Gefühlen der Beteiligten gegenüber auf großer Distanz. Das Ganze hat mehr von einem Doku-Drama denn von dramatischem Stoff, was sich anders verhalten mag, kennt man die Einzelheiten des Anschlags nicht.
    An Cruises Schauspiel habe ich nicht viel zu bemängeln – dass er eher blass bleibt, liegt in meinen Augen an der schwachen Zeichnung des Charakters.
    Bambers Hitler fand ich in Ordnung.
    All dem zum Trotz bin ich dankbar für den Film, der, davon bin ich überzeugt, der Kinowelt den deutschen Widerstand näherbringt und der den amerikanischen Teenager, der er nie von Stauffenberg gehört hat, wahrscheinlich außerdem auch unterhalten mag.
    Bleibt noch anzumerken, dass ich die 75 Mio. USD Budget nicht ganz nachvollziehen kann. Ich halte den Untergang für visuell gar beeindruckender – der kostete allerdings bloß ein Fünftel des Walküre-Budgets…

  7. Hypermensch

    Also das Wort „Doku“ im Zusammenhang mit dem Film zu nennen, halte ich für fatal. „Operation Walküre“ ist ein Action-Thriller auf der Grundlage einer wahren Begebenheit, aber für ein Doku-Drama ist schlichtweg viel zu viel falsch in dem Film.

    Weder führte Stauffenberg, wie am Anfang des Film behauptet wird,nie ein Tagebuch, noch sind die Schauplätze authentisch und mit dem Rasiermesser schnitt er sich am Morgen des Anschlages auch nicht, um dann unter dem Vorwand, die Kleidung zu wechseln, die Bombe scharf zu machen.

    Für Leute, die sich vorher mit der Thematik und der Person Stauffenberg nicht beschäftigt haben und nichts darüber wissen, ist dieser Film nichts, da an manchen Stellen die Realität verfälscht bzw. neu erfunden wird, was ja in Anbetracht der Tatsache, dass der Film für die breite Masse gemacht ist und in den Kinos läuft, nicht unbedingt verwerflich ist, ich finde, man sollte nur nicht den Fehler machen und glauben, der Film entspräche in allen Belangen der Wahrheit.

    Hitler fand ich persönlich ziemlich schlecht dargestellt, er hatte einfach keine Aura und keine Präsenz. Zwischen der Hitlerinszenierung von David Bamber und Bruno Ganz in „Der Untergang“ liegen nach meinem Empfinden Welten.

  8. Freud

    Du hast natürlich Recht, wenn du sagst, dass der Film kein Doku-Drama und nicht ganz realitätsgetreu ist – so war das aber ja nicht annähernd gemeint. Ganz abgesehen davon halte ich die Abweichungen für ziemlich irrelevant, wenn es darum geht, jemandem den deutschen Widerstand nahezubringen und glaube deshalb sehr wohl, dass der Film gerade für diejenigen, die Stauffenberg nicht kennen, etwas ist. Wenn man es dann ganz genau wissen will, kann man sich immer noch näher informieren.
    Ich habe den Begriff „Doku-Drama“ jedenfalls im Zusammenhang mit der Spannung und der Emotionalität des Films erwähnt und nicht im Zusammenhang mit dem Wahrheitsgehalt. Hier ist der Begriff eher als Metapher zu verstehen – oder glaubst du, ich halte den Film tatsächlich dafür?
    Dass Bamber nicht an Ganz herankommt, ist doch klar. Ich halte den Vergleich aber für unfair – denn wie sollte Bamber das auch schaffen? Seine Figur Hitler hat hier eine ganz andere Priorität als Ganz‘ im Untergang.

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