Erster Einsatz beim Seewetterbericht

„Aktuelle Kamera“-Sprecher Klaus Feldmann zu Gast in Lehnitz

MAZ Havelkultur, 19.2.2007

LEHNITZ
Seinen ersten Einsatz bei den Nachrichten im Radio hatte Klaus Feldmann mehr oder weniger durch Zufall: Der planmäßige Sprecher des Deutschlandsenders (später: Stimme der DDR) war ausgefallen. Das Gleiche dann 1961 bei der „Aktuellen Kamera“ im damaligen Deutschen Fernsehfunk (DFF). Auch hier sprang er kurzfristig ein – ein Sprecher kam nicht zum Dienst, weil er in den Westen gegangen war.
Klaus Feldmann meinte gestern bei einer Lesung in Lehnitz süffisant: „Was wäre nur aus mir geworden, wenn sich auch Erich Honecker entschlossen hätte, im Westen zu bleiben?“ 28 Jahre, bis September 1989, war Feldmann einer der bekanntesten Sprecher der „Aktuellen Kamera“ im Fernsehen der DDR. Gestern Vormittag stellte er in der Friedrich-Wolf-Gedenkstätte in Lehnitz sein neues Buch „Das waren die Nachrichten“ vor.
Fast alle Stühle waren besetzt, als der 1936 Geborene aus seinem Leben erzählte. Obwohl alle Anekdoten auch in seinem Buch stehen, er vieles ablas, wirkte es, als plauderte er locker in den gut zwei Stunden. Immer wenn er Namen bekannter DDR-Journalisten nannte, nickten viele im Publikum wissend mit dem Kopf. Bevor Klaus Feldmann Rundfunksprecher wurde, war er Aufnahmeleiter. Schon damals arbeitete er parallel, lernte richtig zu sprechen und schickte Proben an die Rundfunksendeleitung – deren Verantwortlichen ihn aber erst nicht einstellten. Erster Radioauftritt: ein Seewetterbericht auf der Langwelle um 3.50 Uhr. „Mäßige Winde aus Oost bis Nordoost“, mit langem O, erzählte Feldmann über den Inhalt dieses Radioauftrittes.
Auch wenn er in der „Aktuellen Kamera“ offizielle Mitteilungen der DDR-Regierung verlas – inhaltlich habe er oft eine andere Meinung gehabt, als die, die er verkündete. Aber er sei eben nur ein Nachrichtensprecher gewesen. Im September 1989 kam für ihn das Aus. Aus gesundheitlichen Gründen, nicht aus politischen. Diskussionen über die damalige politische Krise und die sich andeutende Wende habe es in der Redaktion kaum gegeben. „Es herrschte eine Lethargie“, so Feldmann.
Mitte der 90er-Jahre baute er noch den Lokalsender LTV in Cottbus mit auf. Am Ende der Lesung bekam er vom Publikum einen herzlichen Applaus, so dass er sicherlich nicht das letzte Mal in Lehnitz zu Gast war.

Klaus Feldmann: Das waren die Nachrichten. Das Neue Berlin, 14,90 Euro.


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