Jung & Naiv: Jimmy Wales

FR 14.11.2025 | Youtube

Diese Journalisten sind ja echt die Pest. Da wollen die irgendwas von mir wissen, was ich ungern beantworten will und auch gar keinen Bock drauf haben. Und wenn ich denen sage, dass mir das echt nicht wichtig ist, dann fragen die trotzdem noch mal nach. Echt widerlich. Ist doch klar, dass ich mich dann verdufte.

69 Sekunden. So lange dauerte am Freitag die neue Ausgabe des Talkformats „Jung & Naiv“ auf Youtube. Nach 69 Sekunden kam der Abspann, der doppelt so lang war wie die Sendung selbst.

Zu Gast war Jimmy Wales. Er ist… ähm, und darum ging es dann auch schon. Ist Jimmy Wales der Gründer von Wikipedia oder der Mitbegründer? Founder oder Co-Founder?
Moderator Tilo Jung fragte, wie immer, wer denn der Gast sei. Jimmy Wales stellte sich als „Gründer von Wikipedia“ vor. Tilo fragte zurück: „Gründer oder Mitbegründer?“ Wales antwortete (auf Englisch): „Das ist mir egal. Das ist die dümmste Frage der Welt.“ Jung daraufhin: „Da scheint es einen Konflikt zu geben.“ Und Wales: „Es gibt keinen Konflikt, und es ist mir auch egal.“
Daraufhin fragte Tilo Jung, ob es nicht genau das ein problem sei, wenn es um Wikipedia gehe. „Was sind die Fakten?“ Fand Wales nicht komisch. „Sie können die Meinung haben, die sie wollen. Es ist egal.“ Jung: „Aber sie halten sich für den Gründer?“ Wales: „Ich sage es nochmal: Es ist egal. Ich habe ihre Frage jetzt viermal beantwortet.“ Und dann ging er.
Tilo Jung merkte noch an, dass es das kürzeste Gespräch aller Zeiten sei und beendete fix die Sendung.

Nun kann man die Nachfragen von Tilo Jung natürlich penetrant finden. Aber andererseits: Wenn Jimmy Wales schon an dieser Frage scheitert und sie nicht beantworten will, dann stinkt das gewaltig. Es mag ihm ja wurscht sein, ob er Gründer oder Mitbegründer ist – es ist aber ein Unterschied, und ein Journalist sollte doch genau das nachfragen, wenn es ihm seltsam vorkommt – gerade im Fall von Wikipedia, wo es ja angeblich um genaue Fakten geht.

Dieser Auftritt war von Jimmy Wales eine ganz schwache und peinliche Nummer, wenn er schon auf die einfachste Frage keine handfeste Antwort geben kann oder will und wie eine Mimose aus dem Studio rennt.
In seinem Eintrag auf seiner Plattform ist er übrigens als Mitbegründer benannt. Aber vielleicht stimmt dieser Fakt ja gar nicht. Ist ja auch egal – findet Jimmy Wales.

-> Die Sendung auf Youtube


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Kommentare

4 Antworten zu „Jung & Naiv: Jimmy Wales“

  1. Daggi

    Ich fand es absurd unprofessionell und auch sooooo deutsch, gleich von Beginn so undiplomatisch und penetrant zu sein. Was hat er sich denn vorgestellt, wie Wales darauf reagiert? Immerhin wusste er genau, dass es ein wunder Punkt, andererseits aber auch ein uralter Streitfall ist, der letztlich erledigt ist und damit ja, irgendwie tatsächlich egal. Ich vermute, er hatte keinen wirklichen Bock auf ihn (ist ja schließlich gerade auf Promotour für sein Buch) und hat sich gedacht, dass er ihn so nicht nur schnell loswerden kann sondern auch ein bisschen Publicity bekommt. Und vor den etwas einfältigen Leuten kann er sich als der große Investigativbefrager inszenieren, der vor nichts zurück schreckt…

  2. RT

    Also wenn es schon an der Frage scheitert…. Ich halte das überhaupt gar nicht für investigativ, das ist aus meiner Sicht eine vollkommen logische Frage gewesen, gerade wenn es um Faktenfüchse wie von Wikipedia geht.

  3. Daggi

    Es ist eine Frage, die er natürlich stellen kann, aber doch nicht als Eingangsfrage die er dann noch 3x wiederholt, weil er die erwartbare Nicht-Antwort erhält. Es ist ein bisschen so, als würde man Olaf Scholz einladen und gleich mit dem Warburg-Skandal einsteigen oder Merz fragen, warum er damals gegen Merkel den kürzeren gezogen hat und für 20 Jahre den Schwanz eingezogen hat.

  4. RT

    Nein, ist es aus meiner Sicht nicht ein bisschen so. Bei Scholz und Merz wären es ja schon bestimmte Themen.
    Bei Wales ist es im Grunde gleich das Offensichtliche, weil es ja die Nachfrage auf seine Eingangsvorstellung ist. Insofern hinkt der Vergleich.

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