Momo

Es war 1986, als Momo das Kinopublikum verzückte und Radost Bokel berühmt machte. Fast 40 Jahre später kommt nun eine Neuverfilmung.

Das Waisenmädchen Momo (Alexa Goodall) lebt in einem verlassenen römischen Amphitheater. Sie hat eine Gabe: Sie kann den Menschen zuhören, sie kann sie zusammenbringen. Das eigentlich leere Theater wird mehr und mehr zu einem Treffpunkt für die Menschen, die sich gern dafür Zeit nehmen.
Tagsüber ist sie mit ihrem besten Freund Gino (Araloyin Oshuremi) in der Stadt unterwegs.
Doch etwas ändert sich: Plötzlich hat keiner mehr Zeit. Plötzlich haben immer mehr Leute ein Armband, das ihnen sagt, wann sie Zeit verschwenden und wann nicht. Angeblich können sie Zeit sparen, um sie später wieder für etwas Schönes einzusetzen.
Aber in Wirklichkeit geht es um was ganz anderes: Hinter dem Zeitdiebstahl steckt ein Konzern, der den Menschen eben jene Zeit stehlen will und dadurch ihre Macht festigen möchte. Der Konzern ist mehr und mehr präsent und beherrscht das Leben der Leute – und bekommt immer mehr Macht.
Momo kann das nicht hinnehmen – selbst Gino ist im bann des Konzerns. Sie will etwas dagegen unternehmen.

„Momo“ ist also auf der Suche nach der gestohlenen Zeit – aber eigentlich müsste sie bei sich selbst anfangen. Denn irgendwie hat man dem Film auch ordentlich Zeit gestohlen. 92 Minuten, abzüglich des Abspanns etwa 85 Minuten, bleiben, um die Geschichte zu erzählen. Das ist einerseits für heutige Verhältnisse wirklich kurz, andererseits will man aber vielleicht der jungen Generationen nicht mehr zumuten.
Das aber führt dazu, dass „Momo“ erstaunlich oberflächlich ist. Sie wird kaum eingeführt. Phasenweise ist Momo im eigenen Film nur Nebendarstellerin, weil es sich eigentlich eher um Gino dreht. Der Junge, der mit Pizza fahren Geld verdient und durch den Konzern zum Social-Media-Star wird.
Ansonsten wird aber auch nur angerissen, was mit den Menschen passiert, denen die Zeit gestohlen wird. Der Film arbeitet das kaum heraus. Es scheint, als ob ein Diktatur-Gleichnis erzählt werden soll – das aber hat man zu wenig herausgearbeitet. Stattdessen hastet Momo dann von A nach B und weiter nach C, um die Situation zu verbessern. Die Schildkröte Kassiopeia ist irgendwann einfach da.
Der Film ist kurzweilig, Alexa Goodall und Araloyin Oshuremi sind tolle jugendliche Darsteller, aber das Drehbuch hat echte Schwächen, es kratzt zu sehr an der Oberfläche.

-> Trailer auf Youtube

Momo
D 2025, Regie: Christian Ditter
Constantinfilm, 92 Minuten, ab 6
6/10


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