Festakt zum Tag der deutschen Einheit 2025

FR 03.10.2025 | 12.00 Uhr | ZDF

Es ist ja nun wirklich glasklar, wo man 35 Jahre Deutsche Einheit feiern muss in Zeiten, wo es wahrscheinlich so sehr wie noch nie knirscht im Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland. Natürlich feiert man das Jubiläum in Saarbrücken. Man feiert so weit weg wie möglich vom Epizentrum und beschäftigt sich einfach auch gar nicht so sehr mit der deutschen Einheit, weil man damit im entfernten Saarland ja sowieso nicht so viel am Hut hat.

Das ZDF übertrug am Freitag den „Festakt zum Tag der deutschen Einheit 2025“ aus Saarbrücken, und er uferte zeitlich so sehr aus wie noch nie.
Saarbrücken habe sich herausgeputzt, sagte der Moderator zu Beginn, während man über eine betonierte Fläche flog, auf der nun wirklich gar nichts rausgeputzt war. In der nächsten Einstellung sahen wir die Congresshalle, die nicht mehr ist als ein hässlicher Betonhaufen. Schmucklos. Und das passte sehr gut.

Worüber möchte man an einem Tag der deutschen Einheit eigentlich sprechen? Über den Prozess der Einheit? Über Versäumnisse? Probleme? Über mögliche Lösungen, wie es besser laufen kann? Bringt man vielleicht Redner aus Ost und West zusammen?
Es scheint, als ob dieser Festakt so sehr wie noch nie entfernt war von den Realitäten rund um die Einheit.

Bundeskanzler Merz sprach mal wieder von der gemeinsame Kraftanstrengung „für eine neue Einheit in unserem Land“.  35 Jahren danach gebe es immer noch Defizite, weil sich Menschen in Ostdeutschland beispielsweise mit ihren Lebenserfahrungen zurückgesetzt fühlten oder Ostdeutsche immer noch seltener in Führungspositionen zu finden seien. Wobei die Frage ist, ob das Ostdeutsche wirklich beschäftigt, wie viele von ihnen (bzw uns) in Führungspositionen sind.

Saarlands Ministerpräsidentin Rehlinger holte mal wieder Satzbausteine aus der Klischeekiste und lobte die Menschen, die vor 35 Jahren in der DDR mithalfen, die Wende zu vollziehen. Das hören wir seit 35 Jahren.
Und dann sprach Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. Womit für Rehlinger „ein wichtiges Signal für die deutsch-französische Freundschaft“ von Saarbrücken ausgehe. Das ist zwar nett, aber eben komplett am Thema des Tages vorbei.

Zwei Stunden dauerte dieser Festakt, und er fühlte sich an, als würde er in einer Parallelwelt stattfinden. Merz und Macron hatten ohne Zweifel sehr Wichtiges zu sagen – aber es war der falsche Rahmen. Jemand aus Ostdeutschland war offenbar nicht eingeladen, dafür sitzt nun Quizonkel Jörg Pilawa in Reihe 1, weil er mit Julia Klöckner ein Bett teilt.

Während also im sehr fernen Saarbrücken lieber über die deutsch-französische Freundschaft und Europa gesprochen wurde, scheint der deutsche Nationalfeiertag, der Tag der deutschen Einheit, in Berlin gar keine Rolle mehr zu spielen. Kein Volksfest, keine Veranstaltung, keine Diskussionen. Einfach nur traurig.

-> Die Sendung beim ZDF (bis 3. Januar 2027)


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