Dieser Film ist besonders, weil er auf so seltsame Weise aktuell wirkt. Weil er im Kern den großen Kampf zwischen links(extrem) und einer rechtsextremen Herrschaft erzählt. In einem Land, das zu einem autoritären Staat mutiert ist, in dem eine Art Nazi-Sekte für regelrechte Säuberungen sorgt.
Schon allein dieses ganze Szenario, das zeigt, wie sich die Extreme gegenseitig aufschaukeln ist auf eine gruselige Weise faszinierend, weil man den Eindruck hat, dass man ein wenig in die Zukunft der USA schaut. Und das alles nicht mal weit hergeholt ist, wenn man sieht, was dort 2025 inzwischen alles möglich ist.
Die Widerstandsgruppe „French 75“ befreit an der Grenze zwischen Mexico und den USA Hunderte Häftlinge aus einem Gefängnis der Einwanderungs- und Zollbehörde (United States Immigration and Customs Enforcement, ICE). Zur Gruppe gehören auch Bon „Ghetto Pat“ Ferguson (Leonardo DiCaprio) und Perfidia (Teyana Taylor). Sie werden ein Paar, und sie wird schwanger.
Perfidia bleibt militant, legt sich auch ICE-Colonel Steven J. Lockjaw (Sean Penn) an.
16 Jahre später lebt Bob Ferguson mehr oder weniger im Untergrund. Perfidia ist kurz nach der Niederkunfgt gestorben, die Tochter Willa (Chase Infiniti) st schon eine Jugendliche.
Bon glaubt, dass der ICE-Colonel Lockjaw ihm weiter auf den Fersen ist – und damit hat er auch nicht unrecht. Lockjaw gehört inzwischen zur rassistischen „Christian Adventurer Club“-Miliz. Er hat es auf Willa, ein Mischling, abgesehen. Ist es möglich, dass er ihr Vater ist? Das wäre ihr wirkliches Todesurteil.
„One Battle after another“, einen Kampf nach dem anderen. Das klingt atemlos, und so ist auch dieser Film von Thomas Paul Anderson. Im ersten Drittel, vor dem Zeitsprung, werden wir in die Handlung, in die Zeit eingeführt. Wir wissen nicht ganz genau, ob wir in der Gegenwart sind, oder ob die 16 Jahre danach die Gegenwart oder die Zukunft sind. Erschreckend sind jedenfalls die aktuellen Bezüge, der Film stellenweise ganz eklatant aufweist.
Die Atemlosigkeit, das „One Battle after another“, das „immer weiter“ wird durch einen einerseits einfachen, aber auch aufwühlenden Soundtrack verdeutlicht. Ein simpler Klaviersound ist es, der das alles im Hintergrund immer am Laufen, am Rattern hält.
Später, wenn Bob durch die Gegend hetzt, erleben wir spannende Jagden. Wenn Lockjaw und seine Kollegen, die christlich-faschistischen Fundamentalisten auf teilweise nüchterne Art ungeheuerliche Dinge beschließen, kann einem nur mulmig werden – denn gerade hier gibt es scheinbar aktuelle Bezüge zur Lage in den USA.
Der Film dauert mehr als zweieinhalb Stunden, aber wirklich langweilig wird er nie. DiCaprio spielt den Wahnsinn wahnsinnig gut, auch Sean Penn ist als Bösewicht sehenswert.
„One Battler after another“ erzählt von einem Land voller Hass und von den Menschen, die darunter leiden. Es ist eine Vater-Tochter-Geschichte. Und ein rasanter Actionfilm.
One Battle after another
USA 2025, Regie: Thomas Paul Anderson
Warner, 162 Minuten, ab 16
9/10
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