B96 ist für Radler zu gefährlich

Strecke im Frohnauer Wald zwischen Hohen Neuendorf und Glienicke ist unbefestigt – ADFC bringt auch Sicherheitsaspekte ins Spiel – 2026 sollen Planungen beginnen

MAZ Oberhavel, 29.9.2025

Berlin/Hohen Neuendorf.
Mit dem Fahrrad von Hohen Neuendorf nach Glienicke – das kann gefährlich werden. Besonders das Teilstück an der B96 im Frohnauer Wald hat es für Radler in sich. Barbara Neeb-Bruckner aus Glienicke fährt die Strecke öfter mit dem Rad. Zwar gibt es entlang der B96 im Wald einen Weg, aber der ist unbefestigt. „Er ist auch sehr düster, es gibt kein Licht“, sagt sie. „Nach einem Regen ist er kaum passierbar, wegen Wasser und Matsch.“ Auch im Winter sei es schwierig.

Deshalb haben sie und ihre Mitstreiter des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) sich des Themas angenommen. Sie fordern einen Radweg entlang der B96 im Frohnauer Wald, um die Verbindung nach Hohen Neuendorf herzustellen. „Der Weg hier war mir schon immer ein Dorn im Auge“, sagt Frank Hübschmann aus Birkenwerder. Er wohnt seit 1999 in der Region. „Ich finde den Zustand des Weges suboptimal.“ Er bezeichnet ihn als Rüttelstrecke mit Köchern, bei Nässe sei er stellenweise sumpfig. Auf der B96 könne man als Radler kaum fahren. „Das ist zu gefährlich, und gerade die Berufspendler wollen ja die Strecke nutzen. Alle Kommunen haben Radwege angelegt, hier gibt es keinen, das fällt sofort ins Auge.“

Auch Dorothee Bernhardt aus Frohnau kritisiert die fehlende Verbindung. „Wir haben hier nicht nur die Ländergrenze zwischen Berlin und Brandenburg, sondern auch die Tarifgrenze bei der S-Bahn“, sagt sie. Darunter würde das Frohnauer Zentrum rund um den Zeltinger Platz leiden. „Weil viele zum Bahnhof Frohnau fahren und dort parken.“
Gäbe es einen ausgebauten Radweg an der B96, wäre auch der Bahnhof in Frohnau besser mit dem Rad erreichbar. „Es ist ja auch ein Sicherheitsaspekt, der da eine Rolle spielt“, so Dorothee Bernhardt weiter. Es gebe zwar eine Nebenstrecke an der Invalidensiedlung vorbei nach Hohen Neuendorf, aber auch diese sei streckenweise für Radler wegen der schlechten Pflasterung nur schlecht nutzbar.

Die große Frage war aber, wer denn möglicherweise für den Bau eines solchen Radweges an der Oranienburger Chaussee zuständig sein könnte. „Es war immer misslich, dass das Stück im Kompetenzloch verschwunden ist“, sagt Frank Hübschmann. Stadt, Bezirk, Bund – keiner schien sich zuständig zu fühlen. Denn die Straße liegt – zumindest wenn man der Beschilderung glauben schenken darf – innerorts. Das Berliner Ortsschild steht dort, wo bis 1990 die Mauer stand. Aber die eigentliche Ortslage beginnt erst ab dem Schwarzkittelweg in Frohnau. Somit liegt der B96-Abschnitt im Frohnauer Wald dann doch außerörtlich, und damit ist der Bund zuständig. So wandten sich dann die Mitglieder des ADFC auch an das Bundesministerium für Verkehr.

In dem Schreiben wird auf die hohe Bedeutung des Alltagsradverkehrs hingewiesen. So besuchen zum Beispiel Jugendliche aus Glienicke das Hohen Neuendorfer Marie-Curie-Gymnasium.
Es habe schon „mehrere Ansätze von Politik und Verwaltung“ gegeben, das Projekt voranzutreiben. Ein Radweg an der B96 stehe seit mehr als zehn Jahren auf der Agenda für Infrastrukturmaßnahmen. Passiert sei aber bislang nichts.

Anfragen im Bezirksamt Reinickendorf hätten bislang nichts gebracht, erklärte Barbara Neeb-Bruckner. Auf eine entsprechende Anfrage der MAZ antwortete Reinickendorfs Bezirksstadträtin für Ordnung, Umwelt und Verkehr, Julia Schrod-Thiel (CDU). „Grundsätzlich würde ein Radweg genau an dieser Stelle zum einen für einen Lückenschluss sorgen und zum anderen die Verkehrssicherheit der Radfahrer erhöhen“, sagte sie.
Das Bezirksamt Reinickendorf habe mehrfach Anfragen an die Hauptverwaltung gestellt und auch mit dem landeseigenen Unternehmen Infravelo Gespräche zur Umsetzung geführt. „Die Infravelo zeigte sich sehr interessiert“, erklärte Bezirksstadträtin weiter.
„Die Hauptverwaltung sieht das Thema kritischer, da der vom Bezirksamt vorgeschlagene Radweg nicht direkt an der Straße verläuft, sondern ein paar Meter weiter versetzt im Wald, aber direkt parallel zur Straße. Dieser Waldweg wird bisher schon zum Radfahren genutzt und ist sogar aus der Richtung von Hohen Neuendorf kommend mit einem kleinen Schild ‚Radweg‘ versehen.“ Die Waldflächen seien allerdings Flächen, die unter Landschaftsschutz stehen und in der Verantwortung der Berliner Forsten liegen.

Auch aus der Hohen Neuendorfer Stadtverwaltung gibt es eine Stellungnahme. „Es ist durchaus denkbar, dass sich die Stadt Hohen Neuendorf an den Bund, beziehungsweise an die Bundestagsabgeordneten unseres Wahlkreises wendet, um auf die Relevanz des Radweges hinzuweisen“, sagt Sprecherin Oona Specht. Außerdem sei es wichtig, dass sich die Stadt an den Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg wende, der zuständig für die „Anschlussbereiche“ an der B96 in Hohen Neuendorf sei, „um eine gute Weiterführung des Radweges ab Ortseingang zu erreichen.“

Aus dem Bundesministerium für Verkehr kommt unterdessen die Nachricht, dass für einen möglichen Radweg im Frohnauer Wald die Autobahn GmbH des Bundes zuständig sei. Diese strebe an, 2026 die Planungen für einen separaten, straßenbegleitenden Radweg aufzunehmen.
Dazu ergänzt Reinickendorfs Bezirksstadträtin Julia Schrod-Thiel: „Direkt straßenbegleitende Radwege bedeuten aber in diesem Fall eine Abstimmung mit den entsprechenden Landesbehörden im Land Berlin, da der Platz derzeit für diesen Radweg direkt an der Straße gar nicht vorhanden ist. Dies sind aber Abstimmungen oder Prüfungen, die außerhalb der Verantwortlichkeit des Bezirksamtes liegen.“

Die Leute vom ADFC in Birkenwerder, Hohen Neuendorf, Frohnau und Glienicke wollen jedenfalls weiter auf die Situation an der Oranienburger Chaussee aufmerksam machen. Dorothee Bernhardt sagt dazu: „Eine Zunahme des Radverkehrs sorgt ja nicht für einen Verkehrsinfarkt.“


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