Visionen für neue Bahnanbindung

Ben Hennig hat Ideen für die Zukunft: Bahnhof Hohen Neuendorf West könnte ins Zentrum rücken und einen Stopp für den Prignitz-Express bieten

MAZ Oberhavel, 13.9.2025

Hohen Neuendorf.
Der Bahnhof Hohen Neuendorf West fristet nur ein Schattendasein. Dort fährt – wenn nicht gerade Schienenersatzverkehr herrscht – eine Regionalbahn, und am Wochenende steht man ganz umsonst am Bahnsteig. Aber die Hohen Neuendorfer dürfen gern mal träumen, und dieser Traum ist spannend. Wie wäre es, wenn der Bahnhof weiter ins Zentrum rücken würde, direkt neben dem Rathausplatz und dem neuen, geplanten Wohngebiet auf der anderen Seite der Gleise?

Es gibt Pläne eines Wohnungsbauunternehmens, auf dem Areal rund um die jetzige Himmelspagode ein neues, großes Wohngebiet zu errichten.
In diesem Zusammenhang rund um die Neugestaltung des Areals hatte die Stadt Hohen Neuendorf auch ein Werkstattverfahren für entsprechende Ideen durchgeführt.
In mehreren dort eingereichten Vorschlägen, unter anderem vom Hohen Neuendorfer Architekten und Stadtplaner Manfred Zache, war auch die Verlegung des Bahnhofes Hohen Neuendorf West näher ins Zentrum vorgesehen.

An dieser Stelle kommt der 18-jährige Ben Hennig aus Berlin-Frohnau ins Spiel. Er interessiert sich für den Nahverkehr in der Region, schaut sich Knotenpunkte an und überlegt sich, wie sie optimiert werden können.
In der Region bekannt wurde er, als er im Juni 2024 organisierte, dass ein Sonderbus der Linie X26 von Schildow über Glienicke nach Berlin-Tegel fuhr, um zu zeigen, dass eine solche Buslinie notwendig ist.
Die Aktion war ein voller Erfolg, auch wenn die Berliner Verkehrsbetriebe (OVG) danach signalisierten, dass es derzeit keine Kapazität für eine solche Buslinie gebe.

Ben Hennig hat sich mit den Plänen für das Hohen Neuendorfer Zentrum und mit der Idee der Verlegung des Bahnhofes Hohen Neuendorf West befasst. Er findet: „Der Bahnhof bringt dem Quartier so nichts.“ Denn in Hohen Neuendorf West hält nur die Regionalbahn RB20. Sie fährt nach Birkenwerder und Oranienburg in der einen und nach Hennigsdorf und Potsdam in der anderen Richtung. Es wäre aber viel mehr drin, sagt der 18-Jährige.

Da kommt wiederum der Regionalexpress RE6 ins Spiel. Der sogenannte Prignitz-Express hat derzeit mit Hohen Neuendorf nichts zu tun – das könnte sich jedoch ändern.
Voraussichtlich Mitte oder Ende der 2030er-Jahre könnte der RE6 eine neue Strecke befahren – hinter Velten soll er auf den Berliner Außenring abbiegen. Dann käme er an Hohen Neuendorf vorbei und fährt weiter bis Berlin-Gesundbrunnen. In den Plänen für das Wohngebiet bekommt der neue Bahnhof Hohen Neuendorf West (oder dann: Mitte) nur einen Außenbahnsteig auf der Seite des künftigen Wohngebietes. Dort könnte weiterhin nur die RB20 halten. Für den RE6 müsste größer gedacht werden.
„Der RE6 wäre ein perfekter Halt für das künftige Neubaugebiet“, sagt Ben Hennig. Der Bahnhof bräuchte dann noch einen weiteren Bahnsteig, damit auch der RE6 dort halten könnte.
Der Bahnhof läge dann zwischen Rathausplatz und dem neuen Wohngebiet, in Höhe der B96-Brücke, die möglicherweise für einen Treppenaufgang mitgenutzt werden könnte. Ein Halt des Regionalexpress RE6 würde aus Sicht von Ben Hennig der Stadt Hohen Neuendorf viel bringen. Es gäbe einen schnelleren Anschluss nach Gesundbrunnen, das Fahrgastpotenzial wäre vorhanden, und ein Umstieg in die Regionalbahn nach Oranienburg wäre auch möglich.
„Der Bahnhof wäre dann das Beste, was man für das Viertel machen könnte“, sagt Ben Hennig, der auch Mitglied im Fahrgastverband ist. „Hohen Neuendorf ist eine große Stadt.“ Einfach nur den West-Bahnhof mit derselben Kapazität ins Zentrum zu rücken, wäre aus seiner Sicht verschenkt.

Die Deutsche Bahn äußert sich dazu sehr zurückhaltend. „Für die konkrete Ausgestaltung des Angebotes ist das Land Brandenburg als Aufgabenträger zuständig“, erklärte eine Bahnsprecherin am Donnerstag auf MAZ-Nachfrage.
„Die betrieblichen Prüfungen und die Infrastrukturplanungen erfolgen durch die DB InfraGO als Betreiber der Infrastruktur. Allgemein ist darauf hinzuweisen, dass für eine Förderung der Infrastrukturinvestition auch ein Nachweis des volkswirtschaftlichen Nutzens zu erbringen ist“, sagte sie. Und konkret zu Hohen Neuendorf: „Im Rahmen der Untersuchungen zur Einbindung des Prignitz-Express nach Berlin wurde auch ein Halt in Hohen Neuendorf betrachtet. Ein zusätzlicher Halt des RE6 ließ sich dabei betrieblich nicht umsetzen und ist daher in den Planungen nicht enthalten.“ Ob das nun eine generelle Absage ist oder nur den jetzigen Standort des West-Bahnhofes mit dem Bahnsteig am äußeren Gleis betrifft, geht aus dem Statement nicht hervor.

Ben Hennig appelliert aber bei einer möglichen Verlegung des Bahnhofes Hohen Neuendorf West: „Was auch immer dort geplant ist und welche Linie dann fährt, Hauptsache, man verbaut es nicht.“ Denn es gehe darum, die weitere Zukunft der Stadt und der allgemeinen Bahnpläne im Blick zu haben.


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