Kurz hinter dem Grenzpfahl

Ich bin sehr viel in meiner Region, in meinem Heimat-Landkreis unterwegs, und ich bin immer noch auf der Suche nach dem abgelegendsten Ort von Oberhavel.
Vermutlich habe ich ihn gefunden, oder zumindest einen heißen Favoriten.
Neulich bin ich durch Altthymen gefahren.

Altthymen ist ein Ortsteil von Fürstenberg, und selbst von der Stadt aus fährt man noch mal einen ordentlichen Weg. Von der Landstraße zwischen Fürstenberg und Lychen biegt man links in den Wald ab. Dort führt ein relativ schmaler Weg ein paar kilometer um die eine oder andere Kurve und über so manche Bergkuppe.
Das Dorf selbst besteht aus zwei Straßen, die aber beide Dorfstraße heißen. Es gibt Bushaltestellen, und dort, wo die Dorfstraße auf die Dorfstraße trifft, gibt es sogar kein kleines Denkmal auf der Mittelinsel. Das scheint schon ein paarmal angefahren worden zu sein, weil da einige Warnbaken hingestellt wurden.

Hinter Altthymen beginnt ein langgezogenes Feld, es wird wieder ein bisschen waldig, und dann steht an der Straße ein Begrenzungspfahl. Es st die Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, zwischen Oberhavel und Mecklenburgische Seenplatte.
Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist übrigens mit Abstand der größte Landkreis Deutschlands und zweimal so groß wie das Saarland.
Viel los ist da nicht, das muss man schon wollen, da zu wohnen.

Nur ein paar Hundert Meter hinter der Grenze landet man in Dabelow. Der Ort besteht auch aus zwei Straßen, ein paar Häuser, einen Dorfplatz und eine Kirche. Aber keinen Handyempfang.
Es ist sehr ruhig im Ort, und das ist echt schön in Zeiten, in denen man überall Verkehrslärm hat.

Wir liefen ein wenig durch den Ort. Wenn man hinter der Kirche in den Wald läuft, dann kommt man zum Friedhof. Der ist echt schön, weil er mitten im Wald liegt und fast wie ein Friedwald wirkt. Der Friedhof muss sehr alt sein, denn ein Teil davon war schon verwittert, dort sind die ganz alten Gräber, die man jetzt zuwachsen lässt.
Beim Spaziergang kamen wir auch zum Dorfplatz – oder eher zur Wiese am Ortsrand. Dort fand an dem Tag eine Art Dorffest mit Trödelmarkt statt. Es wurde gegrillt, und die Stimmung war gut.

Später am Nachmittag fand in der Kirche ein Konzert mit den Strelitzer Streichern statt. Die Kirche war recht voll. Eingeladen hat der Heimatverein des Dorfes, der sich scheinbar viel um solche Veranstaltungen kümmert. Das ist wichtig für den Zusammenhalt im Dorf.
Gespielt wurde u.a. ein Teil des Brandenburgischen Konzertes von Bach. Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Musiker mit ihren Instrumenten arbeiten, wie sie aus individuellen Tönen ein Konzert zelebrieren. Zumal die Bach-Musik nicht einfach ist, das hört man auch als Laie.
Eine gute halbe Stunde haben die Musiker gespielt, und es dauerte gute 20 Minuten, bis danach im Dorf wieder Stille herrschte.


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