FR 12.09.2025 | 20.15 Uhr | Das Erste
Ob sich Kai Pflaume und Florian Silbereisen gut verstehen? Die Frage schwebte am Freitagabend irgendwie immer in der Luft.
Die beiden moderierten im Ersten die Preisverleihung „Die Goldene Henne 2025“. Eigentlich läuft die Show immer im mdr, aber weil sie nun zum 30. Mal stattfand, bekam sie die ganz große Bühne.
Aber eines kann man wohl schon mal feststellen: Pflaume und Silbereisen passen nicht so wirklich zusammen. Das liegt – zumindest als Zuschauer betrachtet – scheinbar vor allem an Kai Pflaume. Er ist ein toller, lockerer Moderator. Aber am Freitag machte es den Eindruck, dass Kai Pflaume nur ungern seine Moderationen teilt. Teilweise war Silbereisen an seiner Seite nicht mehr als ein Stichwortgeber, weil Pflaume alles wegmoderierte. Ein guter Moderationsteam-Player scheint er jedenfalls nicht zu sein.
Dass „Die Goldene Henne“ im Ersten lief, ist übrigens längst überfällig. Denn die Ost-Nische, die die Verleihung immer noch ein bisschen ist, muss gesamtdeutsch gesehen werden.
35 Jahre nach der Wende ist deutsche Geschichte bis 1990 immer noch fast ausschließlich westdeutsche Geschichte. Die DDR-Geschichte, die DDR-Kultur, der DDR-Alltag abseits von SED und Stasi ist dem Westen auch heute noch weitgehend unbekannt und meist schlicht nicht interessant für die Westdeutschen.
Aber da gab es in der Show einen interessanten Moment: Die Schauspielerin Katrin Sass bekam den Preis für das Lebenswerk. Natürlich wurde auch auf ihr Werk zurückgeblickt.
Im Westen kennt man Katrin Sass vornehmlich seit „Good Bye, Lenin!“, 2003. Seitdem spielt sie mit großem Erfolg in Filmen und Serien. Aber auch vor 2003 und vor allem vor dem Mauerfall war sie bekannt, aber eben (fast) nur im Osten. 1979 spielte sie in „Bis daß der Tod euch scheidet“, 1981 in „Bürgschaft für ein Jahr“. Selbstverständlich kamen diese Filme im Rückblick vor, und man kann davon ausgehen, dass viele im Westen Deutschlands diese Filme gar nicht kennen – weil sie eben nicht zum gesamtdeutschen Kulturgut gehören, weil das Kulturgut der DDR immer gesondert behandelt wird.
Insofern haben viele „Wessis“ bei der Goldenen Henne auch was gelernt.
Nichts gelernt hingegen haben die Macher, die Autoren, die Regie der Show. Die Würdigung der Verstorben war verbunden mit einem Auftritt der Band Karat und dem wunderschönen Song „Schwanenkönig“.
Blöd nur: Die Namen der Verstorben standen hinten irgendwo auf einer Leinwand, und einige konnte man kaum oder gar nicht lesen, weil die Regie zwischendurch immer wieder die Band zeigte.
Das ist respektlos, denn dann kann man die Totenehrung auch gleich sein lassen.
-> Die Sendung in der ARD-Mediathek (bis 13. Oktober 2025)
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