Andreas Ulich: Jeremy und Erbse

Boltenhagen an der Ostsee, DDR, Sommer 1988. Jeremy, 12 Jahre, aus der DDR und seine Cousine Erbse, auch 12 Jahre, aus der Bundesrepublik treffen sich an der Ostsee, weil ihre beiden Familien dort Urlaub machen. Die beiden Jugendlichen stromern zum Strand, verbringen viel Zeit miteinander.
Sie begegnen Karl. Der junge Rostocker will in den Westen flüchten, über die Ostsee. Jeremy und Erbse geraten in einen Strudel: Sie wollen Karl bei der Flucht helfen, bekommen es bald aber mit der Stasi zu tun. Grenzsoldaten sind auf sie aufmerksam geworden.
Alles läuft auf eine bestimmte Schifffahrt zu, an der Jeremy teilnehmen wird.

„Jeremy und Erbse“ erscheint pünktlich zum 35. Jubiläum der deutschen Einheit. Der Autor Andreas Ulich erzählt eine spannende Geschichte aus der DDR.
Tatsächlich gab es von August 1961 bis November 1989 etwa 5600 Fluchtversuche über die Ostsee. 901 Menschen gelang auf diesem Weg die Flucht, mindestens 174 Menschen allerdings sind gestorben.
Die Geschichte ist also erfunden, stützt sich aber Dinge, die sich tatsächlich an der Ostsee zugetragen haben.
Ganz nebenbei wird aber auch viel über den Alltag in der DDR erzählt – was gerade in der Spiegelung mit dem westdeutschen Alltag interessant ist.
Das Buch richtet sich insbesondere an Jugendliche von heute, die immer weniger über die DDR wissen oder nur ein oberflächliches Tiktok-Wissen über die DDR haben. Deshalb werden in Fußnoten auch viele Begriffe erklärt, die damals verwendet wurden und die im Roman Jeremy ganz selbstverständlich verwendet.
Der Autor hat sich bemüht, Jeremys DDR-Sprache authentisch darzustellen. So wird die Geschichte immer abwechselnd aus Jeremys und Ertbses Sicht erzählt. Allerdings schießt er manchmal über das Ziel hinaus, in dem er Redewendungen wie „Ach du meine Nase“ seinem Jeremy ein wenig zu oft in den Mund legt.
Der Buchsatz ist stark ausbaufähig, wirkt sehr uninspiriert, wie einfach im Skript dahingeschrieben und nicht bearbeitet. Überschriften werden kaum hervorgehoben, und die kursive Schrift bei Erbses Kapitel ist irgendwie schlecht lesbar.
Die Geschichte selbst braucht ein wenig Anlauf, wird aber später sehr spannend, zum Ende hin kommt es fast zu einem militärischen Konflikt und zu einem wahren Showdown.

Andreas Ulich: Jeremy und Erbse
Gut Pusteblume, 265 Seiten
7/10


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