Besonderes Jubiläum bei den Familien Woyack und Lemke in Leegebruch – Bruder und Schwester heirateten 1960 am selben Tag – beide Ehen haben nun 65 Jahre gehalten
MAZ Oberhavel, 22.8.2025
Leegebruch.
Eigentlich ist eine Eiserne Hochzeit an sich ja schon was Besonderes. In Leegebruch ist sie am Mittwoch aber sogar doppelt gefeiert worden.
Es war der 20. August 1960, als Brigitte und Manfred Woyack geheiratet haben – erst im Standesamt, dann in der Leegebrucher Kirche.
Dabei war das Paar aber nicht alleine – an ihrer Seite stand ein weiteres. Brigittes Bruder Wolfgang heiratete nämlich seine Erika. So kam es zur Doppelhochzeit.
Beide Paare haben nun 65 Lebensjahre miteinander verbracht, und deshalb feierten beide Paare am Mittwoch ihre Eiserne Hochzeit.
Wie es genau dazu kam, dass die Geschwister am selben Tag ihre Hochzeit feierten, können sie heute gar nicht mehr so genau sagen. Aber: „Ich denke, einer von uns kam auf die Idee“, sagt Manfred Woyack (85). „Damals war das ja auch eine Kostenfrage.“
Die Feier fand 1960 im Garten in Leegebruch statt. „Das war echt schön“, erinnert sich Manfred Woyack, der schon sein ganzes Leben im selben Haus wohnt und auch dort geboren wurde.
„Wir waren bei der Trauung zu viert.“ Der Pfarrer kam aus Bärenklau rüber nach Leegebruch. „Der hat das schon gut gemacht“, erinnert sich Wolfgang Lemke (87). Um die 30 Leute waren damals bei der Feier dabei.
„Dass wir jetzt alle gemeinsam die Eiserne Hochzeit feiern, ist ungewöhnlich“, sagt Manfred Woyack. „Wir haben es lange, lange zusammen ausgehalten, haben vieles auch zusammen gemacht.“ Und zu seinem Schwager: „Wolfgang, das waren noch Zeiten!“
Brigitte Woyack (84) stammt aus Stolp in Pommern, seit 1949 lebt sie in Leegebruch. Ihren Mann Manfred hat sie im Kino kennengelernt. „Das Volkshaus war früher auch ein Lichtspielraum“, erinnert er sich. Er war mit einem Freund dort.
„Damals lief da ,Lied des Hirtens‘“, sagt er. Vermutlich meint er „Das Hirtenlied vom Kaisertal“ von 1956. „Ein echt blöder Film.“ Nicht blöd waren dagegen die beiden Mädchen, die in der Reihe vor ihnen saßen.
„Wir sind über die Stühle rüber und haben mit ihnen angebändelt.“ Brigitte hat ihm gleich gefallen. „Ich mochte, dass sie so klein und zierlich ist.“ Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen. „Er hat sich gleich um mich gekümmert“, sagt Brigitte Woyack. Ein Jahr waren sie später verlobt, ehe es zur Hochzeit kam und sie zusammenzogen.
Er arbeitete im Stahl- und Walzwerk in Hennigsdorf, sie als Kinderschwester im Hennigsdorfer Krankenhaus, später wurde sie Erzieherin in der Kita.
Wolfgang Lemke stammt, wie seine Schwester Brigitte, aus Stolp in Pommern, Erika Lemke (85) kommt aus Deutschböhmen, dem damaligen Ort Rittersdorf.
„Wir haben uns auf dem Acker kennengelernt“, sagt sie scherzhaft. Das stimmt nur indirekt, stellt ihr Mann Wolfgang klar. Er arbeitete damals als Industriearbeiter auf dem Land in Mecklenburg.
„Ich musste etwas im Büro abgeben, da stand das Mädel am Ofen und hat gefroren“, erzählt er. Sie arbeitete damals in diesem Büro. „Mädel, du gefällst mir“, soll er ihr gleich gesagt haben.
„Ich war eigentlich immer sehr schüchtern“, erinnert sich Erika Lemke. „So ein kleines Bauernmädchen.“ Sie war unter anderem für die Abrechnung der Landmaschinen zuständig. „Und er hat sie repariert“, ergänzt sie.
Sie war, was ihren Verehrer angeht, erst mal vorsichtig. Auch wegen ihrer Eltern, die schon recht alt waren und nicht unbedingt wollten, dass Erika wegzieht.
„Beim Tanzen haben wir uns näher kennengelernt“, erinnert sich Erika Lemke weiter. Auch sie zogen dann nach Leegebruch, wo Manfreds Schwester schon lebte. Drei Monate nach der Verlobung wurde geheiratet.
Jetzt sind also schon 65 Jahre vorbei. Wie hat das so gut gehalten? „Das weiß man jetzt nicht mehr“, sagt Brigitte Woyack mit einem Schmunzeln.
Ihr Gatte Manfred ergänzt: „Heute schmeißen die Leute viel zu schnell das Handtuch, wenn es um ihre Beziehungen geht.“ Heute seien viele Paare nicht mehr bereit, Kompromisse einzugehen.
„Wir streiten öfter mal“, sagt Erika Lemke. Am Ende würden diese Streits aber immer friedlich ausgehen.
Brigitte und Manfred haben zwei Kinder, zwei Jungs – außerdem zwei Enkelkinder. „Unser Häuschen und der Garten waren immer unser Hobby“, sagt Manfred Woyack. Auch wenn es langsam schwerfalle.
Erika und Wolfgang haben ebenfalls zwei Kinder, allerdings zwei Mädchen. Sie haben zudem zwei Enkel und ein Ur-Enkelkind. Wolfgang arbeitete als Maschinenschlosser bei der Bahn, Erika war im Büro beim Kraftverkehr in Velten, war dort für die Ein- und Ausbuchung der Busse zuständig. Heute leben die beiden im Pflegeheim in Leegebruch.
Gefeiert haben die beiden Paare natürlich gemeinsam, wie vor 65 Jahren. Im „Palmenhof“ in Leegebruch feierten sie ihre Liebe.
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