Peter ist 12 und fromm.
Wir sind in den frühen 70ern, in Bayern. Peter lebt in einer konservativen Familie. Der Vater wählt CSU, natürlich. Die Mutter auch, weil der Vater es ihr so gesagt hat.
Peter ist Ministrant in der katholischen Kirche, auch wenn er das irgendwie auch ein bisschen langweilig findet.
Immer wieder schnappt er Wörter auf, die er nicht kennt, aber in sein Notizbuch einträgt, um später nachzuschlagen, was sich dahinter verbirgt: Unbefleckt. Empfängnis. Beischlaf. Porno.
Außerdem kommt Peter so langsam in die Pubertät, seine Freunde sprechen immer öfter von Dingen, von denen er zu Hause nie was gehört hat.
Schließlich hängt in seinem Zimmer ein Poster von Franz-Josef Strauß…
Aber Peter wird sich wohl oder übel so langsam mit dem Sex befassen müssen. Davon erzählt Peter Probst in seinem Roman „Wie ich den Sex erfand“.
Dass er von seiner Jugend erzählt, wird nirgendwo speziell erwähnt, aber der Autor, der ja auch Peter heißt, ist 1957 geboren, also würde das fast passen.
Fast bekommt man Beklemmungen, wenn der Junge erzählt, wie spießig, hart und konservativ es in seiner Familie zugeht. Vollkommen überfordert ist er, als es darum geht, vor den anderen in der Schule mit Mädchen-Erlebnissen zu prahlen, die er noch gar nicht hatte. Und genau genommen weiß er auch gar nicht, wie das alles funktioniert, denn Aufklärung war verpönt.
Im zweiten Teil des Romans ändert sich die Stimmung jedoch, dann wird Peter langsam rebellisch. Er will wissen, worum es geht, verzettelt sich dabei aber immer wieder, wenn er Lügen in die Welt setzt, die er dann ausbaden muss. Das sorgt immer wieder für heitere Fremdscham-Momente.
Wie der junge Mann zwischen Kirchenmoral und Sex-Erwachen pendelt, das macht oft Spaß zu lesen.
Peter Probst: Wie ich den Sex erfand
dtv, 295 Seiten
7/10
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