Karl-Dietmar Plentz / Andrea Specht: Was wirklich zählt – Geschichten über den Sinn des Lebens

(2) -> 26.1.2022

Zum dritten Mal meldet sich der Brotmacher Karl-Dietmar Plentz mit einem Buch, um über sein Leben, seine Berufung und seine Beziehung zu Gott zu berichten. Und diesmal geht es vor allem um das, „Was wirklich zählt“. In den „Geschichten über den Sinn des Lebens“, so der Untertitel erfahren wir Anekdoten und Erlebnisse.

Karl-Dietmar Plentz führt in Schwante einen Bäckerei-Familienbetrieb mit inzwischen neun Filialen. Er ist gerade dabei, das Unternehmen an die nächste Generation weiterzugeben.
Mehrere Kapitel handeln davon, wie das funktioniert, wenn „der Alte“ den Laden an die Jungen abgibt. Plentz galt immer als der Sonnenkönig, der am Ende alles allein entschieden hat. Das soll in der nächsten Generation anders werden – um alles auf mehrere Schultern verteilen zu können.
Eine erste Bewährungsprobe gab es, als es in der Schwantener Bäckerei zu einem Schwelbrand an einem der Öfen gekommen war. Plentz selbst war gar nicht vor Ort, aber seine künftigen Nachfolger hatten die Lage, die jederzeit hätte außer Kontrolle geraten können, im Griff.

Aber natürlich erzählen viele Geschichten auch vom Glauben, und wieder gibt es eine Reihe dieser, von außen betrachtet, unglaublichen Begebenheiten, in denen aus Sicht der Protagonisten Gott eine entscheidende Rolle gespielt habe. So hat Gott dafür gesorgt, dass eine ausgebüxte Katze wieder aufgetaucht ist oder dass eine Richterin milde geurteilt hat.
Es gehört zu den Dingen, die für den Autor wirklich zählen. Die Fragen, was man im Leben hinterlässt, welchen Einfluss man hatte und was übrig bleibt und wie nachhaltig das Erbe ist, das man hinterlässt. Der Glaube spiele da eine große Rolle.

Eine Geschichte sticht ein wenig heraus, die dann doch verwundert und durchaus eine Widerrede erfordert.
So musste Plentz während einer Art Lehrgang eine Rede bei einem CSD halten. Es wirkte wie eine Mutprobe, und man fragt sich, was man damit und auf diese Weise bezwecken will. Man solle vor Menschen reden, mit denen man sonst kaum Berührungspunkte habe (warum eigentlich nicht?).
Plentz erzählt davon, wie er dort ankam und die queeren Leute gesehen hat. Er habe Mut fassen müssen und dann von Jesus erzählt. Erst von seinem Job, seiner Familie und seiner Liebe zu einem Mann – Jesus. Das kann man natürlich machen, aber die Art und Weise wirkt seltsam. Aber vor allem besteht der Eindruck, dass es zwar darum ging, den queeren Menschen von sich und vom Glauben zu erzählen, nicht aber darum, sich die Geschichten von den queeren Menschen anzuhören, zumindest wird nicht wirklich davon erzählt. Er habe zwei Leute angesprochen, wollte von ihnen aber nur wissen, wie sie ihn fanden.
Es scheint also gar nicht das Ziel gewesen zu sein, Berührungspunkte zu finden – sondern nur darum, zu missionieren. Was irgendwie auch bedeutet, dass er die Leute dort nicht so richtig akzeptiert haben könnte. Durch die Einseitigkeit wirkte es zumindest so. Und das ist schade, und deshalb ist es eher ein irgendwie trauriges Kapitel.

„Was wirklich zählt“ führt vor allem Leser, die keinen christlichen Hintergrund haben; In ungewohnte Welten, von denen sich nicht alle erschließen. Interessant ist das allemal, gut erzählt auch.

Karl-Dietmar Plentz / Andrea Specht: Was wirklich zählt – Geschichten über den Sinn des Lebens
Fontis, 183 Seiten
7/10


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