„Sie war die Powerfrau von Bärenklau“

Dagmar Martin ist mit 88 Jahren gestorben – sie kümmerte sich um die Dorfchronik, den Chor „Die Bären“ und um die Tanzgruppe – Beerdigung am kommenden Sonnabend

MAZ Oberhavel, 2.4.2025

Bärenklau.

Das ist nur wenigen Menschen vergönnt: Dagmar Martin konnte sich von ihrem Leben verabschieden. Sie wusste, dass es auf absehbare Zeit zu Ende gehen würde. Bevor sie in die Klinik kam, konnte sie noch einmal einige Menschen treffen, die ihr wichtig waren.

Mit 88 Jahren ist Dagmar Martin am vergangenen Dienstagabend, 25. März, gestorben. Im Hennigsdorfer Krankenhaus schlief sie friedlich ein, wie ihre Tochter Gundula Klatt sagte.

Gut 20 Jahre lang leitete sie den Bärenklauer Chor „Die Bären“. Gab es gerade mal keinen Chorleiter, dann stand sie auch mal selbst vorne, um zu dirigieren. Auch die Seniorentanzgruppe hat sie geleitet. Sie war es auch, die sich um die Dorfchronik kümmerte.

1994 kam Dagmar Martin nach Bärenklau zu ihren Kindern auf den Remontehof. Zunächst musste sie sich um ihren kranken Mann kümmern. „Ich konnte ihn alleine nicht mehr betreuen“, erzählte sie 2018 in einem Gespräch mit der MAZ.

Ihr Mann starb 1999. „Da war für mich klar: Irgendwas muss ich machen.“ Die zündende Idee hatte ihre Tochter, die heutige Ortsvorsteherin Gundula Klatt. Im Jahr 2000 begann Dagmar Martin, sich um die Dorfchronik zu kümmern.

„Es gab schon eine, die musste aber überarbeitet werden“, erzählte sie. Sie fuhr ins Archiv nach Potsdam, sprach mit vielen Leuten, und zur 650-Jahr-Feier von Bärenklau konnte die überarbeitete Dorfchronik vorgelegt werden.

Als 1996 der Chor „Die Bären“ gegründet worden war, traten Dagmar Martin und ihr Mann ihm gleich bei, 2002 übernahm sie den Vorsitz. Sie wirkte auch im Heimatverein mit, der 2000 gegründet worden war.

Nicht zu vergessen die Kinder, die einmal im Jahr auf dem Bärenklauer Erntefest auf dem Remontehof den Bändertanz aufführten – geübt haben sie den davor in vielen Jahren mit Dagmar Martin.

Sie hatte immer gut zu tun. Auch, als 2020 die Corona-Pandemie ausgebrochen war. Gemeinsam mit Rotraud Braesicke und weiteren Frauen aus Bärenklau nähte sie die ersten Masken, und das aus den verschiedensten Stoffen. „Wir haben das in Bärenklau ein bisschen bekannt gemacht“, erzählte Dagmar Martin 2020, denn die Masken gingen in diverse Orte, wo die Frauen dann Spenden entgegennahmen. Der Erlös war an den Germendorfer Tierpark gegangen.

Schon 2004 ist sie vom damaligen Landrat Karl-Heinz Schröter für ihr Engagement in der Seniorenarbeit mit einer Auszeichnung gewürdigt worden.

Sie genoss aber auch das Familienleben. Denn vier Generationen lebten auf dem Gelände am Remontehof. „Das ist herrlich“, sagte Dagmar Martin vor sieben Jahren dazu.

Ursprünglich stammte Dagmar Martin aus Potsdam, später lebte sie in Berlin-Friedrichshain und Mitte. Eigentlich wollte sie Hebamme werden, arbeitete dann aber als Lehrerin, zwischendurch als Hortleiterin und in einem Kinderheim.

Sie liebte Musik und besuchte zum Beispiel Konzerte in der Oranienburger Orangerie. Auf ihrem Wohnzimmertisch lagen außerdem immer Rätselzeitschriften. „Das könnte ich den ganzen Tag machen“, erzählte sie einst.

„Sie hinterlässt ein großes Loch, sie war die Powerfrau von Bärenklau“, sagt Ortsvorsteherin Gundula Klatt über ihre Mutter. „Sie hat mich auch immer sehr unterstützt, ohne im Vordergrund zu stehen. Sie war auch immer darauf bedachtet, dass Frieden unter den Leuten herrschte.“ Am Ende hatte sie regelrecht auf ihren Tod hingearbeitet. Als klar war, dass sie nicht mehr viel Zeit hat, hat sie sich überall verabschiedet. „Sie hat alle noch besucht“, sagt Gundula Klatt. Mit dem Rollstuhl ließ sie sich auch noch mal zur Tanzgruppe fahren.

„Sie hat auch mit den Enkeln und Urenkeln geredet – und mit ihnen gemeinsam geweint.“ Vielen Menschen habe sie auch noch eine Nachricht aufs Handy geschickt. Auch die Beerdigung hat sie noch geplant, hat letzte Aufträge verteilt. Sie hat geschafft, was wenigen vergönnt ist: Sie konnte ihr Leben abschließen.


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