Polizei kontrolliert einen der gefährlichsten Kreisel der Stadt

Beamte überprüfen an der Sachsenhausener Straße in Oranienburg, ob alle den Kreisverkehr richtig nutzen und angeschnallt sind – nicht jeder Verkehrsteilnehmer hält sich an die Regeln

MAZ Oberhavel, 21.3.2025

Oranienburg.
Eine junge Frau düst mit ihrem Fahrrad über den Zebrastreifen auf der Sachsenhausener Straße in Oranienburg, dann fährt sie in Richtung Innenstadt. An der nächsten Seitenstraße wird sie jedoch von der Polizei angehalten. Es ist Mittwochvormittag, die Oranienburger Revierpolizei hat sich rund um den Kreisverkehr an der Sachsenhausener, Ecke Rungestraße postiert, um zu beobachten, wie sich die Menschen in ihren Autos oder auf den Fahrrädern dort verhalten.

Dass die Polizei ein Auge auf die Stelle geworfen hat, hat einen Grund: Es gibt in Oranienburg elf Kreisverkehre, davon gelten zwei als Unfallschwerpunkte. Laut Nadine Goodmann, Leiterin des Oranienburger Polizeireviers, ist das der Kreisel in der Walther-Bothe-/Friedensstraße und der an der Sachsenhausener Straße.

Die junge Frau, die radelnd über den Zebrastreifen gefahren ist, wird unterdessen von Revierpolizistin Franziska Theeg darüber aufgeklärt, dass sie ihr Fahrrad hätte schieben müssen. „Nein, das wusste ich nicht“, sagt die junge Frau.
„Das ist einfach Unwissenheit“, sagt Franziska Theeg später. „Sie wissen es nicht besser und denken, dass sie recht haben.“ In dem Moment, wo sie das erzählt, kommt von hinten eine Radfahrerin – auf dem Gehweg, auf der falschen Straßenseite. Auch sie wird angehalten.
„Das ist Bequemlichkeit“, so die Polizistin danach. „Sie müssen die Straßenseite wechseln.“ Zumal die Ecke Sachsenhausener Straße/Am Schlosshafen für Autofahrer schlecht einsehbar ist. Wenn jemand von rechts mit dem Rad angefahren kommt, dann sei das gefährlich. „Da ist der Autofahrer immer der Böse, aber er hat ja auch eine Reaktionszeit“, sagt Franziska Theeg.

Am Kreisverkehr selbst steht ein Posten in zivil, der den Verkehr beobachtet und per Funk mitteilt, wenn jemand überprüft werden muss. Als ein Auto mit Kennzeichen aus Plön sehr langsam auf dem Radwegstreifen fährt und schon von hinten angehupt wird, wird er herausgewunken. Am Steuer sitzt ein junger Mann. Er kenne sich in der Stadt nicht aus, sagt er zur Begründung. Er darf schließlich weiterfahren.
Revierpolizist Gregor Stiller schaut zwischendurch auf sein Handy – der Facebook-Check. „Ich schaue, ob schon verraten wurde, dass wir hier stehen“, sagt er. Oft stünden unter solchen Meldungen Kommentare wie „Die haben wohl nichts Besseres zu tun.“ Das ärgert den Polizisten, schließlich gehe es ja auch um Verkehrssicherheit.

Tatsächlich wird der Ton hin und wieder rau. Per Funk kommt die Nachricht, dass gerade ein Auto im Kreisverkehr gefahren sei, in dem die Beifahrerin nicht angeschnallt gewesen sei. Das Auto wird gestoppt. Schon als Gregor Stiller den Fahrer durch die heruntergelassene Scheibe anspricht, wird dieser wütend. „Was ist los in diesem Land?“, ruft er laut, nachdem sich herausgestellt hat, dass er keine Fahrzeugpapiere dabei hat und dass er laut Führerschein eigentlich beim Fahren eine Brille tragen müsste.
Der Polizist wendet sich stattdessen an die Frau, die nicht angeschnallt war – die ihm erklärt, dass sie wegen einer Wunde am Körper sich nicht anschnallen könne.
„Mit dem Fahrer zu sprechen war komplett sinnlos“, sagt Gregor Stiller danach. „Ich bin ja nicht sein Mülleimer. Ich rufe freundlich rein, also möchte ich auch Freundlichkeit zurückbekommen.“ Deshalb habe er sich an die Frau gewandt, um die es ja letztlich auch gegangen sei.

Vom Kreisverkehr nähert sich ein Jeep, der Fahrer soll nicht angeschnallt sein. Auch er wird von Franziska Theeg in die Nebenstraße geleitet. Tatsächlich ist er angeschnallt, aber dafür gibt es ein Problem mit seiner Ladung hinten auf der Pritsche.
„Wenn ick eenmal in die Stadt fahre“, sagt der Mann aus Oberhavel leicht genervt in Berliner Dialekt. Hinten liegen eine Kettensäge, ein Benzinkanister und einiges mehr – unzureichend gesichert. Er muss auf einen Parkplatz fahren, die Kettensäge hinten ins Auto legen, wo sie sicherer liegt.

An diesem Mittwochvormittag geht es vor allem um nicht angeschnallte Autofahrer sowie um Radfahrer, die falschherum auf dem Gehweg oder über den Zebrastreifen am Kreisverkehr fahren.
„Der Kreisverkehr hier hat eine Besonderheit“, sagt Franziska Theeg. Kurz vorher mündet der Radweg auf die Fahrbahn ein. Direkt vor dem Kreisel ist der Fußgängerüberweg – gekennzeichnet mit dem Zebrastreifen, aber nicht mit einer Beschilderung. „Es gibt kein Hinweisschild.“
Viele Autofahrer würden den Überweg dadurch eher ignorieren. „Gäbe es das Zusatzschild, dann wäre vielleicht auch ein wenig die Gefahrenstelle entschärft.“
Was aber ist, wenn dort, wo der Radweg auf die Fahrbahn schwenkt, parallel ein Auto und ein Fahrrad ankommen? „Da appellieren wir an die Autofahrer, der Schwächere hat da Vorrang“, sagt Gregor Stiller. „Sie als Autofahrer sollten dann gegebenenfalls anhalten.“

In der Sachsenhausener Straße gibt es einen Fahrradstreifen am rechten Fahrbahnrand. Was viele nicht wissen: Es muss immer ein Sicherheitsabstand von 1,50 Meter beim Überholen eingehalten werden – auch wenn der Streifen und die Abtrennungsliste das nicht hergeben.

Alles in allem war es am Mittwoch ein ruhiger Einsatz. Nichtsdestotrotz will die Polizei die Stelle weiter im Auge behalten, kündigte Franziska Theeg an.


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