Leute, Leute: Viel Dill zum Jubiläum

Seit 20 Jahren leben Sabine und Matthias Dill in Kremmen und arbeiten für die Kirche – sie leiten Chöre und Kindergruppen, kümmern sich um Konzerte und Feste und um den Gemeindebrief – ohne sie würde die Stadt anders sein

MAZ Oberhavel, 17.3.2025

Kremmen.
Es war eine echte Überraschung: Der Gottesdienst zum Wochenausklang in der Kremmener Nikolaikirche nahm eine unerwartete Wendung. Denn plötzlich standen Sabine und Matthias Dill im Mittelpunkt. Es handelte sich um eine große Dankeschön-Veranstaltung, und die hatte Gründe. Seit 20 Jahren lebt Familie Dill in Kremmen. Seit zwei Jahrzehnten kümmern sich Sabine und Matthias Dill um das Kirchenleben in der Stadt und suchen auch immer wieder die Verknüpfung zu den Menschen, die eigentlich mit der Kirche gar nichts am Hut haben.

Wenn die beiden erzählen, was sie eigentlich alles so machen, dann wird die Liste durchaus lang. Sabine Dill leitet die Kinderkirche, sie macht als Katechetin gemeindepädagogische Arbeit mit Kindern. Sie kümmert sich um die Familiengottesdienste. Außerdem gibt es in der Kirchengemeinde die Krabbelgruppe. „Ich führe auch mit den Kindern das Musical zum Johannisfest auf“, erzählt sie. Sie spielt Orgel und gibt Blockflötenunterricht, leitet auch das Blockflötenensemble.
Matthias Dill leitet drei Chöre: die Kantorei, den Kammerchor und den Posaunenchor. Seit zehn Jahren kümmert er sich um das Gemeindebüro und um die Öffentlichkeitsarbeit der Kirchengemeinde und organisiert Konzerte. Auch der Gemeindebrief liegt in seiner Verantwortung.
Zudem ist Matthias Dill so etwas wie ein Hausmeister in den Kirchen der Gemeinde – also in Kremmen, Sommerfeld, Beetz, Staffelde und Groß-Ziethen. In Wall gibt es außerdem einen Gemeinderaum.

Die beiden Listen sind sicherlich nicht vollständig – aber sie zeigen, was Dills alles leisten. Dementsprechend ist Kremmens langjähriger Pfarrer Thomas Triebler voller lobender Worte. Gerade zu Sabine Dills Arbeit mit Kindern, insbesondere beim Kindermusical.
„Wenn ich beim Musical saß, dann dachte ich immer: Was haben die Kinder für ein Glück, dass sie das erleben können und wie ihre Augen glänzen. Das ist immer was ganz Besonderes.“ Bei Matthias Dill denkt er beispielsweise an den Bläserchor. „Ohne den wäre vieles gar nicht möglich.“
Dadurch, dass der Posaunenchor auch bei vielen nicht-kirchlichen Veranstaltungen dabei ist, habe das viel dazu beigetragen, „dass die Kirche bei den Leuten fassbarer, nahbarer wurde“, sagt Thomas Triebler. „Das fand ich total wichtig – für die Kirchengemeinde, aber eben auch die für Stadt.“

2005 sind Dills nach Kremmen gezogen. 180 Kisten zogen mit ihnen aus Büßleben bei Erfurt auf den Kirchplatz. „Nach sechzehneinhalb Jahren brauchten wir eine Veränderung“, erzählt Sabine Dill. In einer Fachzeitschrift las sie die Kremmener Stellenausschreibung, „die auf mich passte“. Sie ist Gemeindepädagogin und Kirchenmusikerin, und solche Stellen gab es nicht mehr so viele. Ihr Mann Matthias war freischaffender Musiker, auch einen Chor hatte er geleitet. Es war klar, dass auch auf ihn in Kremmen viele Aufgaben warten würden.
„Die Leute in Kremmen haben uns mit offenen Armen empfangen“, erinnert sich Sabine Dill. „Die Leute haben sich gefreut, dass es weitergeht. Wir hatten uns relativ schnell eingelebt. Die Kinder hatten ein bisschen zu knabbern.“

Wenn die beiden auf die vergangenen 20 Jahre zurückblicken, dann hat sich seitdem viel getan. „Ich bin Elektriker“, erzählt Matthias Dill. „Vom Keller bis zur Turmspitze hat die Kirche neue Elektronik bekommen. Sie war damals zwar frisch renoviert, aber an die Elektronik hatten sie nicht gedacht.“
Auch der Gemeindebrief hat in dieser Zeit eine Auffrischung bekommen, seit 2010 erscheint er in Farbe, inzwischen ist er eine Kooperation mit dem Kremmen-Magazin der Stadtverwaltung eingegangen.

„Ohne das Zutun von Matthias Dill hätten wir kein Kremmen-Magazin“, sagt Bürgermeister Sebastian Busse. „Ich bin ihm da wirklich sehr dankbar.“ Ebenso dafür, dass sich Dills um viele Feste in der Stadt kümmern. „Sie haben nie aufgegeben, sie haben gekämpft, um andere Leute glücklich zu machen“, so Busse weiter.

„Das Schöne ist, dass es so viel Verschiedenes ist“, sagt Matthias Dill zu seinen vielen Aufgaben. „Ich bin kein Schreibtischmensch.“ Wenn er im Büro arbeitet, dann wisse er, dass er morgen schon wieder anderweitig unterwegs und beschäftigt sei. „Ich mag diese Vielfältigkeit“, sagt auch Sabine Dill. „Man kann kreativ sein.“
Man muss sich nur auf dem Kirchplatz umschauen, um zu sehen, was sich in den vergangenen Jahren verändert hat. Blickt man zum Kirchturm, dann ist die Uhr zu sehen, dessen Ziffernblatt wieder gut zu erkennen ist. Und das neue Gemeindezentrum mit dem Café ist ebenfalls ein Werk, das vor allem auch auf die Initiative von Dills zurückzuführen ist.

In den 20 Jahren haben sich aber auch die Menschen verändert – und ihr Blick auf die Kirche. „Wir wünschen uns, dass die Leute nicht immer nur negativ gegenüber der Kirche eingestellt sind“, sagt Sabine Dill. Viele würden feststellen, dass die Gottesdienste gar nicht so langweilig seien. „Es gibt da viele Vorurteile.“
„Die Art des Glaubens hat sich verändert“, sagt sie. „Die Menschen sind nicht mehr so traditionell gläubig, sie basteln sich oft ihren Glauben selber zurecht.“ Dazu stellt sie fest: „Wir sind offen, aber das wird oft nicht erkannt. Anderseits gibt es Leute, die kommen und erwarten dann, dass alles so ist wie vor 50 Jahren. Das ist aber nicht so.“
Die Leute hätten oft konservativere Ansichten, „als wir es haben“, erzählt Sabine Dill weiter. Oft sei die Kirche ein Sündenbock, wenn es um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen gehe. Die Leute, die für die Kirche arbeiten, stünden oft unter Generalverdacht, potenzieller Täter zu sein. „Das kippt oft in Extreme.“

Aber Sabine Dill lässt sich von ihrer Inspiration nicht abbringen. „Meine Inspiration ist schon mein Glaube.“ Es sei ihr wichtig, den Kindern von Gott zu erzählen.

Sabine und Matthias Dill haben beide kürzlich ihren 60. Geburtstag gefeiert. „Sie ist drei Wochen älter als ich“, sagt Matthias Dill mit einem Schmunzeln. Die Zeit der Rente komme langsam näher. Wann, wie und was danach kommt – all das ist noch offen. Ganz so bald werden Dills sicherlich Kremmen nicht verlassen – für die Stadt ist das eine gute Nachricht. Zur Feier des Jubiläums bekamen die beiden übrigens Dill geschenkt. Bürgermeister Busse verteilte einmal Dill für Dills, aber auch Dill für alle – im übertragenen Sinn passte das.


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