Euphorie

MI 29.10.2025 | 0.45 Uhr (Do.) | RTL

„Euphoria“ gehört zu den großen US-Jugendserien unserer Zeit. Sie läuft in Deutschland aber nur bei Sky, ging also leider an mir vorbei. Es handelt sich um das Remake einer Serie aus Israel.
Als bekannt wurde, dass RTL eine deutsche Version herstellen werde, habe ich mich gefreut. Inzwischen ist „Euphorie“ bei RTL+ verfügbar, außerdem ist sie still und heimlich in den den Nächten zu Mittwoch und Donnerstag im Nachtprogramm von RTL versendet worden.

Aber die Ernüchterung war sehr groß. „Euphorie“ ist auf eine merkwürdige Art dröge, irgendwie dauerdösig. Die Serie ist betreutes Fernsehen. Denn selbstständig denken und Eindrücke gewinnen, ist hier scheinbar nicht gewünscht. Stattdessen wird den Zuschauenden jede Regung, jedes Gefühl lang und breit erklärt. Und das nervt so unglaublich.

Es geht um Mila. Die 16-Jährige wollte sich das Leben nehmen. Es gab ein Video, das sie beim Sex zeigte und veröffentlicht wurde. Darüber kommt sie nicht hinweg, es macht sie fertig. Als sie die Therapie hinter sich hat, beginnt sie eine Dreiecksbeziehung mit Jannis und Ali. Letztere hat Mila in der Klinik kennengelernt.

In Folge 1 wirkt wie eine überlange Einführung ins Geschehen. Man sieht zwar die Spielszenen, aber Mila erzählt als Voice-Over, was sie alles erlebt hat, wie sie es erlebt und gefühlt hat. Sie erzählt auch, was andere gemacht haben, und was man sonst noch wissen sollte. Sie hört einfach nicht auf zu erzählen. Sehen wir eine Szene, hört man plötzlich wieder ihre etwas weinerliche Stimme und erklärt, was wir sehen. Damit wir uns bloß nicht selbst Gedanken machen müssen.
In den allerseltensten Fällen überlässt „Euphorie“ irgendeinen Raum für Interpretation. Die Macher gehen einen sehr einfachen Weg und müssen viele Dinge gar nicht szenisch erzählen, weil das Mia einfach im Hintergrund erzählt. das wirkt sehr schnell nervig und von der Erzählweise her ziemlich einfach und billig. Es hört auch nicht auf, es zieht sich durch die ganze Staffel, wenn auch später dosierter.

Hinzu kommt, aber das ist geschmäcklerisch: Mia wird gespielt von Derya Akyol. Sie ist eine gute Schauspielerin, aber als Voice-Over ist sie problematisch: Ihre Stimme ist sehr prägnant, denn Derya Akyol ist eine sehr gefragte Synchronsprecherin, man kennt ihre Stimme also aus zig Serien, und es ist eine sehr einprägsame Stimme – sie dann auch in dieser Serie zu hören, nervt zumindest in der Voice-Over-Version.
Andere Darsteller sind teilweise kaum zu verstehen, weil sie teilweise Sätze vor sich hinbrabbeln, die akustisch kaum verständlich sind. Das mag vielleicht irgendwie realistisch sein, sollte aber in der Nachbearbeitung auffallen. Insgesamt ist der Cast ein bisschen blass.

Es ist wirklich schade, aber „Euphorie“ löst bei mir nicht so wirklich Euphorie aus, auch wenn die dort besprochenen Themen aktuell und wichtig sind. Die Umsetzung finde ich ziemlich misslungen.

-> Die Serie bei RTL+


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