Neulich bin ich in Berlin die Touritour gefahren. Aber nicht als Touri. Ich wollte mit dem Bus zum Haus der Kulturen der Welt – und dort fährt der Bus 100 hin. Das ist die Touristen-Linie schlechthin.
Eigentlich war ich nur zwischen dem S-Bahnhof Brandenburger Tor und dem HKW unterwegs, aber auf der Rücktour fuhr ich bis zum Humboldtforum, dem ehemaligen Stadtschloss.
Dort saß ich einer Gruppe junger Mädchen gegenüber, die in Berlin zu Gast waren. Sie nutzten den 100er-Bus, um Seightseeing zu machen. Sie hatten einen Plan in der Hand, auf dem stand, an welchen Sehenswürdigkeiten die Linie vorbeifährt.
Das Magdeburger Tor! Es wurde kurz laut im Bus, und das Mädchen merkte schnell, dass das nicht ganz richtig war, denn der Bus fuhr gerade am Brandenburger Tor vorbei. Wir bogen auf die Straße Unter den Linden. Das sei einer der wichtigsten Einkaufsstraßen in Berlin, sagte eines der Mädchen. Ich überlegte, ob das wirklich so ist. Zumindest waren sie begeistert über den Ampelmann-Laden, wo sie offenbar unbedingt noch hin wollen. Zu Weihnachten müsse das hier richtig toll sein, hieß es dann noch. Aber vermutlich ist der Ku’damm schöner geschmückt.
Die Humboldt-Uni haben sie verpasst, weil sie die ganze Zeit auf die andere Straßenseite geschaut haben. Und sind wir schon an der Russischen Botschaft vorbei? (Ja, längst.) Der Berliner Dom war in Wirklichkeit die Friedrichswerdersche Kirche.
Ich musste dann raus, aber ich musste de ganze Zeit ein bisschen schmunzeln, weil es immer wieder spannend ist, zu sehen, wie Ortsfremde eine Stadt sehen, die man im weitesten Sinne als Heimat betrachtet.
Ich sollte öfter mal mit dem 100er-Bus fahren.
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