Der Tiger

Wenn es darum geht, den Film mit dem bescheuertsten Ende zu wählen, dann könnte „Der Tiger“ da gut im Rennen liegen, den misslungensten Schluss des Jahrzehnts geliefert zu haben. Selten wurde ein so guter Film in den Drehbuch-Abgrund gezogen wie hier. Selten herrschte im Kino so viel Ratlosigkeit und leise Empörung.
Was haben sich die Drehbuchautoren Dennis Gansel und Colin Teevan dabei nur gedacht?

1943, an der bröckelnden deutschen Ostfront. Die fünfköpfige Besatzung (David Schütter, Laurence Rupp, Leonard Kunz, Sebastian Urzendowsky, Yoran Leicher) des Tigers, eines deutschen Panzers, kommen bei einem Einsatz fast ums Leben.
Nach der Reparatur des Panzers werden sie auf eine geheime Mission geschickt. Dazu müssen sie allein hinter die Frontlinie.
Langsam tasten sie sich vor. Sie treffen auf feinde, die sie beschießen, sie müssen durch einen Fluss und geraten in einen Hinterhalt. Die Mannschaft wächst dabei zusammen und muss sich den jeweiligen Ängsten stellen.
In einem Bunker soll ein Oberstleutnant sein, den sie abholen sollen – eigentlich galt der als tot.

„Der Tiger“ ist ein über weite Strecken sehr spannender Kriegsfilm. Man fiebert mit der Panzer-Besatzung mit, und immer wieder gibt es Situationen, die einem den Atem stocken lässt.
Die Darsteller sind hervorragend, die Atmosphäre im Panzer durchaus bedrückend. Da gibt es diesen Moment, wo der Funker einen sich wiederholenden Funkspruch abfängt – er wirkt wie eine Prophezeiung.
Immer wieder ist Zeit für ruhige Momente. So wird geschwärmt: Der Sommer 1939 sei der letzte schöne Sommer gewesen – danach war nur noch Krieg. Es wirkt wie eine Warnung.
Alles steuert auf den Moment zu, wo der Soldat abgeholt werden muss.
Als sie den Bunker erreichen, vollzieht der Film aber eine vollkommen bekloppte Wende und driftet ins Mystische ab.
Das Problem ist nicht mal zwingend der Genre-Wandel, auch wenn der vollkommen überflüssig und stimmungstechnisch wahnsinnig ist. Die Sache ist: Wenn so gut wie niemand kapiert, was das am Ende soll, dann funktioniert es schlicht nicht.
Es gibt eine Lösung für das Gesehene und es gibt auch angebliche Indizien. Aber das reicht in diesem Fall vorne und hinten nicht aus, um als Zuschauer wissend aus dem Saal zu gehen.
Regisseur Dennis Gansel reißt mit seinem Hintern regelrecht alles ein, was der Film bis zu diesem Moment ausgemacht hat. Gerade bei diesem Thema ist es wirklich ärgerlich, dass man nicht zu einem vernünftigen Ende gefunden hat. Es wird dem Film, der darin gezeigten Geschichte nicht gerecht, und dass sich Zuschauer da auf den Arm genommen fühlen, ist verständlich.

-> Trailer auf Youtube

Der Tiger
D 2025. Regie: Dennis Gansel
Amazon MGM Studios, 122 Minuten, ab 16
6/10


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert