Ausatmen, auflegen, anrufen

Uwe Madel vom RBB und Polizist Jochen Schirrmeister berichten in Oranienburg über Kriminalfälle und sagen, was man bei Schockanrufen am besten machen sollte

MAZ Oberhavel, 8.9.2025

Oranienburg.
Wie sicher ist das Leben in Oranienburg? Statistisch gesehen offenbar sehr viel sicherer, als viele denken. Das war Thema am Sonnabend im Oranienburger Bürgerzentrum.
Moderator Uwe Madel, bekannt von der RBB-Sendung „Täter – Opfer – Polizei“, und Jürgen Schirrmeister, Präventionsbeauftragter der Polizei Brandenburg, waren im Oranienburger Bürgerzentrum zu Gast. Sie sprachen auf durchaus humorvolle Art über Verbrechen, wie oft sie geschehen und wie man Ängste überwinden kann.

Das Sicherheitsgefühl vieler Menschen ist beeinflusst von Meldungen über Verbrechen, Morde und Übergriffe. Jedes Ereignis in allen Winkeln Deutschlands führt zu Berichten in den Medien. Hinzu kommen die vielen Krimis im Fernsehen.
Aber wie oft kommt es wirklich zu Morden, wie hoch ist der Prozentsatz? Im Oranienburger Publikum war einerseits von 20 Prozent die Rede, andererseits von vier oder fünf.
176.600 Straftaten gab es 2024 in Brandenburg, davon waren 47 aus dem Bereich Mord und Totschlag – also 0,026 Prozent.
Oder die Angst, nachts im Dunkeln überfallen zu werden. „Statistisch gesehen ist es sehr unwahrscheinlich, nachts überfallen zu werden“, sagte Jürgen Schirrmeister. Laut Statistik sei das eigene Zuhause der gefährlichste Ort.

Auch was die Sicherheit in Oranienburg angeht, hatte Jürgen Schirrmeister Zahlen parat – und die waren durchaus überraschend, denn Oranienburg ist im Landesvergleich ziemlich sicher. „Statistisch gesehen würde jeder Brandenburger alle 14,5 Jahre Opfer einer Straftat sein“, so der Polizist. „In Oranienburg nur alle 38,4 Jahre.“ Die Kriminalität in der Stadt sei vergleichsweise „überschaubar“.

Das Motto müsse lauten: „Leben Sie Ihr Leben, lassen Sie sich nicht einschränken“, sagte Jürgen Schirrmeister weiter. Man solle sich von den vielen Meldungen rund um die Kriminalität nicht beeinflussen oder verängstigen lassen.
„Senioren tauchen in der Kriminalitätsstatistik kaum auf“, stellte er außerdem klar. „Sie werden wesentlich seltener Opfer, als Sie es vermuten.“

Uwe Madel und Jürgen Schirrmeister beschäftigten sich am Sonnabend mit verschiedenen Aspekten der Kriminalität. Sie berichteten von einem Schockanruf bei einer Seniorin. Ein angeblicher Polizist wollte nach einem angeblichen Unfall in Polen eine Kaution für die Tochter der Angerufenen.
„Ist das Geld übergeben, ist es weg“, so der Polizist am Sonnabend. Er stellte klar: „Die Polizei ruft Sie nicht an, und die Nummer 110 erscheint nie auf Ihrem Display.“ Das sei seitens der Polizei technisch gar nicht möglich. „Und die Polizei fordert nie Geld.“
Es gebe bei solchen sogenannten Schockanrufen eine Regel – dreimal A: „Ausatmen, auflegen, anrufen“, erklärte Jürgen Schirrmeister. Um sich in einer solchen Situation zu beruhigen, sollte man einmal tief ausatmen, dann einfach auflegen.
Dann könne man selbst noch mal bei der Polizei anrufen, die müssen wissen, wenn tatsächlich etwas vorliegt. Oder man ruft bei der oder dem Angehörigen an, von dem beispielsweise behauptet wird, er oder sie sei in einen Unfall verwickelt gewesen. So gebe es Gewissheit.

Sechsmal im Jahr veranstalten der Moderator und der Polizist solche Veranstaltungen in Brandenburg, sagte Uwe Madel im Gespräch mit der MAZ. „Es geht uns um Aufklärung und Prävention. Wir wollen den Leuten die Angst nehmen, sich dem Thema zu stellen.“ Es sei wichtig, keine Angst zu haben, aber dennoch durchaus wachsam zu sein.
Die Mischung aus Fakten und heiteren Geschichten mit ernstem Hintergrund kam in Oranienburg gut an. „Das war sehr gut“, sagte Sylvia Braasch, ehemalige Oranienburgerin aus Johannisthal. „Es ist lustig, aber die Ernsthaftigkeit geht nicht verloren.“


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