Unterwegs im Zug zwischen Oranienburg und Neuruppin – Detlef Maaß und seine Mitstreiter wollen wissen, wie schnell und pünktlich die Bahn ist und ob ein Zwischenhalt in Herzberg möglich wäre
MAZ Nordbrandenburg, 23.8.2025
Oranienburg/Neuruppin.
Es ist 10.44 Uhr, als der Regionalexpress RE6 den Bahnhof Oranienburg in Richtung Norden verlässt. Er ist auf die Minute pünktlich – aber wird er das auch in Neuruppin noch sein?
Und wie lange braucht der Zug auf der eingleisigen Strecke zwischen Löwenberg und Neuruppin? All das wollte am Montagvormittag nicht nur die MAZ, sondern auch eine Gruppe von Herzbergern und Rüthnickern herausfinden – aus gutem Grund.
Nicht nur Detlef Maaß aus Rüthnick fordert seit Bekanntwerden der Umleitung für den RE6, dass der Zug auch einen Zwischenstopp in Herzberg einlegt. Dort fährt der Regionalexpress ohne Halt vorbei.
Seitens der Bahn und des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg hieß es immer wieder, dass die Durchfahrtszeit auf der eingleisigen Strecke nicht ausreiche.
Detlef und Christel Maaß, Ludger Robert und Charis Irene Haska wollten es am Montag nun genau wissen. Sie protokollierten die Geschwindigkeit des Zuges und die Abfahrtszeiten.
Am schnellsten ist der Zug nördlich von Oranienburg. Im Wald bei Sachsenhausen zeigt die Tempo-Anzeige eine 120 an. Gerade mal zwölf Minuten dauert es, bis der RE6 in Löwenberg zum Stehen kommt.
„Das ist wirklich unschlagbar“, sagt Detlef Maaß. Mit dem Auto sei das nicht zu schaffen. Aus seiner Sicht seien die Löwenberger auch die Gewinner der RE6-Umleitung. Lange wurde dort ein stündlicher Anschluss nach Berlin gefordert – und jetzt fahren sogar bis zu zwei Züge pro Stunde in Richtung Berlin.
In Löwenberg muss der Prignitz-Express auf den Gegenzug aus Neuruppin warten – normalerweise. Denn der Gegenzug fällt aus, er fuhr nur bis Neuruppin-West, aus technischen Gründen, wie es heißt.
In Löwenberg steht der Zug dennoch länger als geplant, sechs Minuten lang, bevor er weiterfährt. Bis zum ehemaligen Haltepunkt Löwenberg-Dorf zuckelt der RE6 mit Tempo 50 durch die Heide. Er tutet auf der Strecke sehr oft – immer bevor er unbeschrankte Bahnübergänge passiert.
Erst hinter Linde beschleunigt der Zug spürbar, hinter Grieben gibt er richtig Gas, der Zug beschleunigt bis auf fast Tempo 100. Erstaunlich ist, wie wacklig die Strecke ist.
Vom Frühjahr bis zum Sommer ist die Strecke zwischen Löwenberg und Neuruppin komplett saniert worden, von den Schwellen bis zu den Gleisen und den Signalen. Aber glatt fährt sich die Strecke nicht, die Tester werden durchgeschüttelt, an einigen Stellen sind Notizen nicht möglich.
In Höhe Herzberg wird der Zug wieder langsamer. Der dortige Bahnübergang hat zwar Lichtzeichen, aber keine Schranken. Mit Tempo 50 geht es am Bahnhof vorbei.
Zwischen Wulkow und Alt Ruppin erreicht der Zug wieder die Tempo-100-Marke. Schließlich geht es über den Seedamm, der momentan für Autos gesperrt ist, in die Stadt Neuruppin rein.
25 Minuten braucht der Zug von Löwenberg nach Neuruppin, das ist schneller als von den Planern vorhergesagt. Das bestärkt die Herzberger und Rüthnicker in der Forderung, den Zug auch in Herzberg stoppen zu lassen.
„Auf der Hinfahrt nach Oranienburg haben wir sogar nur 22 Minuten gebraucht, handgestoppt“, sagt Detlef Maaß. „Und das trotz eines 40-sekündigen Stopps am Signal vor Herzberg.“
Das scheint überhaupt ein Knackpunkt zu sein, der RE6 muss in Richtung Löwenberg sehr oft an diesem Signal halten. „Ich gehe zweimal am Tag mit dem Hund raus“, erzählt die Herzbergerin Charis Irene Haska. „Ich sehe oft, dass der Zug am Signal steht.“ Das könne schon mal 15 Minuten dauern.
Ohne diese Störung kommt aber der RE6 gut auf der Strecke voran. „Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass wir hier so ein bisschen vorgeführt werden“, sagt Detlef Maaß. „Der Zeit-Gegner ist nicht die Strecke zwischen Neuruppin und Löwenberg, sondern alles davor.“
Bernd Arm, Leiter der Abteilung Angebot und Infrastruktur beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), hatte bei einer Infoveranstaltung von 27 Minuten Durchfahrtszeit gesprochen. Das sei zu wenig für einen Stopp in Herzberg.
„Wir müssen innerhalb einer Stunde hin- und auch wieder zurückkommen“, sagte er zur Strecke zwischen Löwenberg und Neuruppin – trotz des zweigleisigen Bahnhofes in Herzberg.
27 Minuten brauche der Zug von Neuruppin nach Löwenberg. Es besteht nach seinen Aussagen also gerade mal ein dreiminütiger Zeitpuffer. „Jede Minute zählt auf der Strecke“, so Bernd Arm.
„Es wirkt eher so, dass sie auf unserem Abschnitt die Zeit kompensieren wollen“, sagt dagegen Detlef Maaß.
Grundsätzlich unterstützt die Gruppe auch die Idee, den RE6 abwechselnd über Hennigsdorf und über Löwenberg fahren zu lassen.
Auf der Rücktour von Neuruppin nach Oranienburg fährt der RE6 übrigens eine fünfminütige Verspätung heraus, trotz eines kurzen Stopps vor Herzberg. In Oranienburg kommt der Zug pünktlich an.
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